Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Ganz im Om und Jetzt

Die Heimkehr vom Urlaub in die winterliche Vorweihnachtszeit stürzt mich jedes Mal in einen klimatischen, kulinarischen und kulturellen Schockzustand - angesichts von Kälte, Lebkuchen und Weihnachtskonzerten. Am liebsten würde ich gleich wieder meine Koffer packen und in die Wärme fliegen. Geht aber nicht

Kolumne von Evelyn Vogel

Wer kurz vor Weihnachten in ferne Länder reist, hat ein Problem. Wobei nicht das Verreisen das Problem ist, sondern das Zurückkommen. Die Heimkehr in die winterliche Vorweihnachtszeit stürzt mich jedes Mal in einen klimatischen, kulinarischen und kulturellen Schockzustand - angesichts von Kälte, Lebkuchen und Weihnachtskonzerten. Am liebsten würde ich wieder meine Koffer packen und zurückfliegen, dahin, wo es warm ist, wo man meinen Körper und meine Seele pampert, und wo der Urklang des Om mein Ohr erfüllt: nach Sri Lanka. Geht aber nicht. Also muss ich mich mit dem wenigen trösten, was in der Kunst in den nächsten Wochen geht.

Die Galerie von Renate Bender hat in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum gefeiert und zeigt optische und chromatische Kunst von Carlos Cruz-Diez und Ludwig Wilding. Bei der Finissage an diesem Freitag ist die letzte Gelegenheit, die hochinteressante Gegenüberstellung der beiden Künstler zu sehen. Und wo wir bei Jubiläen sind: Im kommenden Jahr feiert der Galerist Rüdiger Schöttle sein 50. und hat bereits mit der aktuellen Rodney-Graham-Schau das Jubiläumsprogramm gestartet. Zwischen Weihnachten und Heilig-Drei-König hat die Galerie zwar geschlossen, aber die großartigen Arbeiten des Kanadiers sind danach noch bis 3. Februar dort zu sehen. Zum traditionellen Weihnachtsbasar lädt der Galerist Walter Storms am Samstag ein. An diesem Tag enden auch die Ausstellungen von Caro Jost und Klaus Kinold sowie Dunkle Quadrate mit Werken von Antonio Calderara, Gotthard Graubner, Gerhard Merz, Sean Scully, Giuseppe Spagnulo und Günther Uecker.

Für die Ferienzeit habe ich mir vorgenommen, in der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne vorbeizuschauen, wo, während ich verreist war, die Ausstellung mit Kinderstühlen aus der Sammlung Neuwand eröffnet wurde (bis 4. Februar). Bis nach den Weihnachtsferien warten muss ich wohl, um die Ausstellung The wound is the place where light enters you in der Galerie der DG anzusehen, die bis 3. Februar läuft. Der Katalog sieht vielversprechend aus. Am 10. Januar beginnt die Ausstellung Prometheus Delivered von Thomas Feuerstein in der Eres-Stiftung (bis 24. März). Das versprochene Laboratorium aus blubbernden Bioreaktoren, geheimnisvollen Flüssigkeiten, Pump- und Schlauchsystemen, die sich um eine klassische Marmorskulptur winden, will ich mir nicht entgehen lassen. Und eine kleine Reise nach Kaufbeuren habe ich mir vorgenommen. Das Kunsthaus zeigt Farbholzschnitte aus Europa und Japan aus der Zeit zwischen 1900 und 1950. Die Ausstellung Crossing Cultures hat gerade eröffnet und ist bis 22. April zu sehen. Japan ist zwar nicht Sri Lanka, aber wenigstens bin ich dann gedanklich schon in Asien. Om.

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Quelle:
SZ vom 21.12.2017
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