Vorschlag-Hammer:Frau im Bilde

Am 12. November ist 100 Jahre Frauenwahlrecht zu feiern, und dieser Termin lässt sich wirklich nur schwer ignorieren. So gibt es auch nicht gerade wenige Veranstaltungen zum Thema Frau im Allgemeinen und Besonderen

Kolumne von Antje Weber

"Die Welt ist ein Riesenphonograph", schrieb die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm 1902. "Ideen, die einmal hineingesprochen, bleiben unauslöschlich darin haften. Sie klingen wieder, klingen wieder." Das klingt so bedrohlich wie tröstlich. Was Dohm jedenfalls in ihrem Buch "Die Antifeministen" meinte: Auch wenn die sogenannten Antifeministen die "Intelligenzkräfte der Frau" für eine Art "geistiger Brunnenvergiftung" hielten, sollte ihnen das nichts nützen. Die Idee der Gleichberechtigung, einmal in die Welt hineingeworfen, ließ sich nicht mehr im Brunnen der Geschichte versenken.

Am 12. November ist 100 Jahre Frauenwahlrecht zu feiern, und dieser Termin lässt sich wirklich nur schwer ignorieren, Dohm und vielen anderen Vorkämpferinnen sei Dank. Und so gibt es nicht gerade wenige Veranstaltungen zum Thema Frau im Allgemeinen und Besonderen. Zum Beispiel die Ausstellung 200 Frauen in der Alten Bayerischen Staatsbank, die vom 28. Oktober an zeigen will, "was uns bewegt"; oder ein Festkonzert Starke Frauen unter Schirmherrschaft von Angela Merkel am 11. November in der Philharmonie im Gasteig. Und auch wenn ich die Kombination des Adjektivs "stark" und des Substantivs "Frau" nur noch mit viel gutem Willen ertragen kann: Ein reines Frauenorchester, das unter der Dirigentin Kristiina Poska ausschließlich Kompositionen von Frauen spielt, ist eben längst noch nicht alltäglich.

Wie ja so vieles noch nicht alltäglich ist im harmonischen Miteinander zwischen Männern und Frauen, die nicht nur gleich viel verdienen, sondern auch noch ähnliche Aufstiegschancen haben wollen und das immer ungeduldiger einfordern, übrigens auch in der Medienbranche. Wenn die Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski einem Sammelband den Titel "Die letzten Tage des Patriarchats" gibt, ist das allerdings immer noch eher Wunschdenken als Zustandsbeschreibung. Denn noch gilt bekanntlich, was sie schreibt und am 28. November vermutlich auch in der Buchhandlung Lehmkuhl aufzählen wird: "Frauen haben immer noch weniger Geld als Männer, sie arbeiten seltener in Führungspositionen, sie erledigen die meiste Familienarbeit, und nicht wenige erleben sexualisierte Gewalt." Dass Frauen auch im Literaturbetrieb immer noch das Nachsehen haben, wie jüngst erst wieder das Projekt #frauenzählen auf der Frankfurter Buchmesse dokumentierte, überrascht in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht. Da heißt es also stark sein - in der Hoffnung, dass im Riesenphonographen Welt nur die besten Ideen klingen und wieder klingen, bis es wirklich uns allen und jedem in den Ohren klingelt.

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