Vorschlag-Hammer:Erinnern und erleben

Denken kann Spaß machen, selbst wenn man nur anderen Menschen beim Denken zuschaut. Zum Beispiel bei einem Symposium in der Münchner Musikhochschule, wo am 11. und 12. Juli eine Konferenz zum Thema Jüdische Musik im süddeutschen Raum stattfindet

Kolumne von Egbert Tholl

Gut ich versteh' schon: Wenn man das Wort Symposium hört, denkt man nicht gleich an aufregende Stunden. Aber Denken kann ja auch Spaß machen, selbst wenn man nur anderen Menschen beim Denken zuschaut. Und das Thema ist aufregend. Dort, wo in München Hitler residierte und nun die Musikhochschule beheimatet ist, findet am 11. und 12. Juli von jeweils 10 Uhr an eine Konferenz zum Thema Jüdische Musik im süddeutschen Raum statt. Eine der Hauptverantwortlichen dafür ist Tina Frühauf von der Columbia University New York, 16 Referenten aus Deutschland, Österreich, England Israel und den USA werden Vorträge unter anderem über die Musik an der Münchner Hauptsynagoge halten, werden über synagogale Musik in München berichten, Werke untersuchen, einstigen Münchner Komponisten nachgehen. Wohl kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, wie reich die jüdische (geistliche) Musik hier einst war, bevor die Nazis das alles vernichteten. Hören kann man ein bisschen was davon am Donnerstag, 11. Juli, um 17 Uhr im kostenlosen Konzert von Jascha Nemtsov und dem Synagogal Ensemble Berlin im großen Konzertsaal der Musikhochschule.

Und nun noch etwas ganz anderes, Tosca im Hafen. Vor zwei Jahren machte das Theater Regensburg im dortigen Hafen eine Aufführung von Wagners "Fliegendem Holländer" möglich, was natürlich grandios passt, Holländer, Schiff, Hafen, Wasser. Man saß an einem Kai, vor einem war sehr viel Wasser, auf der anderen Seite ein alter Speicher, und in dem wurde gespielt und gesungen. Ein Schiff gab es auch.

In "Tosca" gibt es zwar nicht sehr viele Schiffe, also gar keins, aber ganz am Ende springt die Titelheldin von der Engelsburg. In den Tiber. Oder ins Hafenbecken, das wird man sehen. Also ob sie wirklich springt oder wir die poetische Erzählung dieses Sprungs erleben. Auf jeden Fall war das vor zwei Jahren ein tolles Erlebnis, auf den 13. Juli bin ich also gespannt. Freiluftaufführungen von allem Möglichen gibt es derzeit ja zuhauf. Manche davon haben den Reiz, dass die Luft besser ist als in einem verschwitzten Saal und sich mancher Ton gnädig im Winde verliert, das war's dann aber auch. Andere sind zwingend. Die Hafenoper in Regensburg gehört zu diesen.

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