Vorschlag-Hammer:Elementar

Lilian Akopova spielt nicht einfach nur Klavier, sie nutzt das Konzert in der Allerheiligen-Hofkirche auch, um auf die Gründung ihrer Stiftung aufmerksam zu machen. Diese, die Stiftung, die ihren Namen trägt, will krebskranken Kindern in Kiew helfen. Das ist großartig

Von Egbert Tholl

Vor ein paar Tagen rief ein sehr freundlicher Herr hier in der Redaktion an, der mir einen Termin ans Herz legen wollte. Das passiert etwa 37 Mal am Tag, nicht jedes Gespräch führt zu einer unmittelbaren Erhöhung des Blutzuckerspiegels, ihm aber hörte ich zu. Er erzählte mir von einem Konzert der in Armenien geborenen, in der Ukraine aufgewachsenen Pianistin. Lilian Akopova spielt nicht einfach nur Klavier, am 4. November in der Allerheiligen-Hofkirche, sie nutzt dieses Konzert auch, um auf die Gründung ihrer Stiftung aufmerksam zu machen. Diese, die Stiftung, die ihren Namen trägt, will krebskranken Kindern in Kiew helfen. Das ist großartig, und es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich gerade klassische Musiker für solche Unternehmungen engagieren. Der entscheidende Grund aber, auf dieses Konzert hinzuweisen, liegt in einer Besprechung eines Kollegen zu einem von Frau Akopovas Konzerten, die jener Kollege, erfahren, kultiviert und neben der Kunst ein großer Liebhaber exzellenter Rotweine, als "Elementarereignisse" einstufte.

So, damit ist jetzt dem Ansinnen des Anrufs Genüge getan. Leider habe ich keine Zeit, dem Elementarereignis beizuwohnen, weil an diesem Tag zwei Premieren sind, eine vom Gärtnerplatztheater in der Reithalle, eine in den Kammerspielen, was zum inzwischen wohl hundertfach zu wiederholenden Male die Verwunderung darüber auslöst, dass in unserer nicht gerade von einer unüberschaubaren Premierenfülle überwältigten Stadt man das, was passiert, gleichzeitig passieren lassen muss - tatsächlich gibt es im November acht echte Stadt- oder Staatstheaterpremieren. Allerdings hält sich die Verwunderung darüber gerade in Grenzen, weil mir gerade in unserer Kantine ein Elementarereignis einer ganz anderen Art begegnet ist, ein Käsekrainer, der sich nun mit der ganzen Wucht seiner nicht gerade luziden Existenz bedrohlich schwer auf allen für ausgefeiltere Körper- und mithin auch Hirnfunktionen zuständigen Bereichen des Leibes niedersenkt.

Bevor der Käsekrainer gänzlich obsiegt, schnell noch eine Empfehlung: Am 5. und 6. November gibt die Kammeroper München ein Konzert in der Allerheiligen-Hofkirche. Dabei singt die dunkelstrahlende Mezzosopranistin Idunnu Münch, derzeit im Studio der Oper Stuttgart engagiert, Lieder von Gustav Mahler, das Orchester der Kammeroper spielt einzelne Sätze aus Mahler-Symphonien, darunter das Adagietto aus der Fünften. Wie üblich hat Alexander Krampe die Orchesterarrangements gemacht, hat Mahlers riesige Partituren für Kammerorchester bearbeitet. Das verheißt Großes, denn bei alle Monströsität kann man Mahlers Musik in ganz viele elementare Bestandteile zerlegen, die aufzuspüren und neu zusammenzusetzen eine enorme Lust verspricht. Das Richtige für Krampe.

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