Vorschlag-Hammer:Echt jetzt?

Wofür schreibt man eigentlich Romane? Damit man sich Sachen traut, die man sich nie trauen würde. Realität und Fiktion ist sowieso ein merkwürdiges Spannungsfeld. Das sieht man bei Trump und seinesgleichen, beim Blick in die Türkei oder schlicht auf Facebook

Von Bernhard Blöchl

Wer Romane schreibt, wird häufig mit der tollkühnen Frage konfrontiert, wie sehr das Erzählte autobiografisch gefärbt, also echt sei. Erst kürzlich musste ich darüber schmunzeln, als ich mein neues Buch in München vorstellte. Nein, entgegnete ich, ich habe die berühmte alte Steinbrücke in St Andrews nicht mit einer Sprühdose verschandelt, wie es der Golf-verachtende Protagonist meiner Geschichte während seiner Schottlandreise tut. Dafür schreibt man doch Romane, denke ich mir in Situationen wie diesen, damit man seinen Horizont über das sogenannte echte Leben hinauserweitert. Damit man sich Sachen traut, die man sich nie trauen würde. Realität und Fiktion ist sowieso ein merkwürdiges Spannungsfeld. Das sieht man bei Trump und seinesgleichen, beim Blick in die Türkei oder schlicht auf Facebook. Augenblicklich kommt die Realität fiktiver als Fiktion daher, und das Verhältnis muss neu vermessen werden, insbesondere in der Kultur.

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