Süddeutsche Zeitung

Vorschlag-Hammer:Der Duft des Geldes

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Der Kreislauf des Kaufens und Verkaufens gehört bei den sogenannten "Schönen Künsten" dazu. Erstaunlicherweise fallen bei Kritikern alle Vorbehalte, sobald es um die Großen der Zunft geht. Wenn ein Picasso bei einer Auktion Millionen bringt, bekommen alle leuchtende Augen und quatschen eifrig mit im Kunstmarktgesumse

Von Evelyn Vogel

Als kürzlich an der Maximilianstraße eine Ausstellung junger Kunststudenten und Akademieabsolventen eröffnete, die ihre Verkaufsabsichten offen propagierte und sich zudem verkaufsfördernde Marketing-Gags ausdachte, rümpften prompt ein paar Menschen die Nase. Das stieß beim Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft und all jenen, die als Macher dahinter stehen, auf Unverständnis. Bei jedem anderen Berufsabsolventen gehört es dazu, dass er oder sie weiß, was das eigene Tun wert ist. Nur bei angehenden Künstlern scheinen manche - zumeist nicht Betroffene - noch immer der Idee vom armen Poeten respektive Maler anzuhängen. Was für ein Unsinn! Schön, dass die Versteigerung diese Woche, die außerdem zum Teil einer Benefizaktion zugute kam, richtig gut gelaufen ist. Von der künstlerischen Qualität der Werke kann man sich übrigens noch bis einschließlich Sonntag in der Pop-Up-Galerie Max 33 überzeugen.

Der Kreislauf des Kaufens und Verkaufens gehört eben auch bei den sogenannten "Schönen Künsten" dazu. Erstaunlicherweise fallen bei Kritikern alle Vorbehalte, sobald es um die Großen der Zunft geht. Wenn ein Picasso bei einer Auktion Millionen bringt, bekommen alle leuchtende Augen und quatschen eifrig mit im Kunstmarktgesumse. Die Macht des Geldes beweist sich dann, wenn es richtig viel Geld ist. Dann stinkt es offenbar nicht mehr, sondern verströmt den Duft der Genialität.

Geniale und marktrelevante Kunstwerke werden bis Sonntag auf der internationalen Kunstmesse Highlights in der Residenz zum Kauf angeboten. Da finden sich wunderbare kleine Grafiken und Objekte im unteren Preissegment, aber auch einige Hochkaräter, die in den einstelligen Millionenbereich gehen. Einstmals wurde die Highlights von Alten Meistern dominiert und passte lange besser zur Kunst- und Antiquitätenmesse, die noch bis Sonntag und in diesem Jahr erstmals im Postpalast stattfindet. Mittlerweile hat sich die Highlights aber enorm verjüngt - sowohl was die Kunst, als auch was die Führungsriege angeht - und mancher fragt sich schon, ob die Klassische Moderne nicht die neuen Alten Meister sind. So verwundert es auch nicht, dass die Galerieninitiative für Zeitgenössische Kunst anlässlich der Highlights und in Kooperation auch mit dem Kulturherbst der Stadt am Freitag und Samstag unter dem Titel Plateau zu einer Galerienschau einlädt. Auch hier wird es ums Kaufen und Verkaufen gehen - doch keiner wird die Nase über die Künstler rümpfen. Wie sagte schon Picasso: "Ein Maler ist ein Mann, der malt, was er verkauft. Ein Künstler ist dagegen ein Mann, der das verkauft, was er malt."

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SZ vom 27.10.2016
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