Vorbericht:Über die Liebe

Wiebke Puls liest und singt Leonard Cohen

Von Jürgen Moises

"Meine Stimme hat eine besondere Kraft . . . Ich kann damit Dinge bewegen." Das sagt Lawrence Breavman, die Hauptfigur in Leonard Cohens stark autobiografischem Debütroman "Das Lieblingsspiel", zu seinem Freund Krantz. Und man kann nicht ganz umhin, bei diesem Satz an Leonard Cohen selbst zu denken, der seit gut 50 Jahren als Dichter, Schriftsteller und vor allem als Sänger vielleicht keine Dinge, aber dafür viele Menschen mit seiner Stimme bewegt. Zu diesen Menschen zählt auch die Schauspielerin Wiebke Puls, Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen und seit vielen Jahren Cohen-Fan. Sie wird am Sonntag in der Milla aus "Das Lieblingsspiel" lesen und zusammen mit Ivica Vukelic an der Gitarre einige von ihr selbst ins Deutsche übersetzte Songs von Cohen singen.

Wiebke Puls hat Cohens Stimme zum ersten Mal als Kind gehört, als sie in der Plattensammlung ihrer Eltern stöberte und dort zwischen vielen Klassikplatten "Songs from a Room" entdeckte: Cohens zweites Album aus dem Jahr 1969. Dessen Texte sie noch nicht verstand, das sie aber "wahnsinnig" oft gehört hat. Dass sie seine Songs heute als "heimatliche Musik, in der ich mich wohlfühle" beschreibt, hat nicht zuletzt mit dieser Kindheitserinnerung zu tun. Aber da ist noch mehr. Die Einfachheit, die Schlichtheit dieser Lieder. Der Humor. Das Zärtliche und Spröde, das vor allem Cohens Liebeslieder auszeichnet und von denen am Sonntag einige zu hören sind. Denn: "Es wird ein Abend über die Liebe." Wobei es auch viele andere Themen gegeben hätte. Leonard Cohen und das Judentum. Leonard Cohen und Montreal. "Auch damit könnte man einen ganzen Abend füllen", so Puls.

Die Idee, überhaupt einen Cohen-Abend zu machen, kam eher indirekt zustande. Und zwar über die Frage, ob sie nicht beim "Salonfestival" auftreten wolle, einer Konzertreihe, die ausschließlich in privaten Räumen stattfindet. Sie sagte zu und dachte sofort an Songs von Leonard Cohen. Und bald auch daran, diese mit dem "Lieblingsspiel" zu kombinieren, weil viele vielleicht gar nicht wissen, dass der Kanadier als Schriftsteller begonnen hat. Sie selbst ist auch erst spät durch einen Kollegen auf das Buch gestoßen, das heute als eines der wichtigsten kanadischen Romane des 20. Jahrhunderts gilt.

Auf den Four-Shades- und Sasebo-Gitarristen Ivica Vukelic als Begleitung kam sie, weil sie ihn als Mensch sehr schätzt. Und weil sein Gitarrenspiel "nichts Überkandideltes" hat und deswegen zu den Cohen-Songs gut passt. Die Kombination aus Cohens Texten, Wiebke Puls' Stimme und Vukelics Gitarrenspiel kam jedenfalls beim "Salonfestival" gut an. So gut, dass bald darauf die Milla fragte, ob sie das Ganze nicht auf deren Bühne wiederholen wollten. Dort sind sie nun am Sonntagabend zu erleben.

Wiebke Puls & Ivica Vukelic: Leonard Cohen - Das Lieblingsspiel, Lesung mit Liedern, So., 31. Januar, 20 Uhr, Milla, Holzstr. 28.

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