Süddeutsche Zeitung

Vorbericht:Karriere-Bastler

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ESC-Gewinner Måns Zelmerlöw singt im Freiheiz

Von Astrid Benölken, München

Was macht ein Eurovision-Song-Contest-Gewinner nach dem Sieg? Er habe sich ein neues Hobby zugelegt, erzählt Måns Zelmerlöw: Möbel bauen. Als letztes war ein Bett an der Reihe, Holzkisten hat er auch schon gezimmert, davor einen großen Gartentisch. "Ich gehe einfach in den Baumarkt, kaufe jede Menge Bretter, und leg los. Beim Bauen kann ich alles andere vergessen." Nebenbei bastelt Zelmerlöw noch an seiner Karriere als Sänger und geht auf Europatour. Beim Konzert in München wird er dabei zum ersten Mal überhaupt auf deutschem Boden singen.

Dreimal nahm Zelmerlöw am "Melodifestivalen", dem schwedischen Vorentscheid zum Song Contest, teil, halb Schweden sah ihn zwei Mal in der Endrunde scheitern. Seine Songs schafften es danach trotzdem bis an die Spitze der Charts. Zelmerlöw hat also Erfahrung mit Ein-Lied-Bekanntheit, weiß, wie schwer es ist, ein Album, ja eine ganze Tournee rund um einen einzigen Hit zu gestalten: "Da muss man einfach das Beste draus machen."

Wer beim ESC gewinnt, kann zwar rasch zu großer Bekanntheit kommen, mit der ist es aber oft genauso rasch wieder vorbei. Die Europatournee war deshalb schnell geplant, daneben gibt Zelmerlöw im Akkord Interviews, unverbindlich und glattgebürstet zwar, aber auch in bester Laune. Ein Album durfte ebenfalls nicht fehlen. "Perfectly Damaged" heißt das im Juni erschienene Werk, ein Titel, der auf den ersten Blick so gar nicht zum makellosen Strahlemann-Image des Schwedens passen will. Doch auch Zelmerlöw hat sich beim Spiel mit den Medien bereits verbrannt. Vor gut einem Jahr nannte er bei einer schwedischen Kochshow Homosexualität eine "Abweichung von der biologischen Norm". Zwar zog der Sänger die Aussage schnellstens wieder zurück, doch im liberalen Schweden gab es ein böses Medienecho. Erst als Zelmerlöw erklärte, er könne sich durchaus vorstellen, mit einem Mann auszugehen, kehrte etwas Ruhe ein. Eine letzte Besänftigung gab es dann nach dem ESC-Sieg; "Wir sind alle Helden, egal, wen wir lieben", rief Zelmerlöw im Conchita-Wurst-Stil seinen Kritikern zu.

Um musikalisch auf neue Gedanken zu kommen, ging es für das neue Album nach Südafrika. "Da waren Löwen vor der Tür, und wir haben Lieder geschrieben, das muss man sich erst mal vorstellen." Neben viel mit Elektro durchsetztem Pop klingen in den neuen Liedern also auch afrikanische Rhythmen durch; symptomatisch für einen dezenten Stilwechsel ist die Elektro-Ballade "Should've gone home". Die Richtung stimmt für Zelmerlöw: "Ich habe immer nach meiner Identität, meiner eigenen Stimme in den Liedern gesucht. Jetzt glaube ich, sie gefunden zu haben."

Ob seine Fans den neuen Måns mögen werden? Vorerst zumindest bleibt "Heroes" tonangebend für die Europatournee. Müde geworden sei er des Siegerlieds noch nicht, auch wenn es im Radio zeitweise in Dauerschleife lief. Nur wenn es privat in einen Club gehe und der DJ sofort "Heroes" auflege, dann sei das "ein bisschen verstörend", sagt Zelmerlöw, lacht, und schiebt noch schnell ein relativierendes "manchmal" hinterher.

Måns Zelmerlöw , Sa., 26. Sep., 20 Uhr, Freiheiz, Rainer-Werner-Fassbinderplatz 1

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Quelle:
SZ vom 25.09.2015
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