In seinem Buch beschreibt Willi Winkler, wie die vielbefabelte Suhrkamp Culture ihren Anfang an der Harvard University nahm. Im Sommer 1955 treffen dort zwei Überlebende aufeinander: Henry Kissinger, 1938 als Jude aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen, jetzt Mentor des International Seminar, in das er aufstrebende Männer und Frauen einlädt und als einen der ersten Gäste den ehemaligen Hitler-Soldaten Siegfried Unseld. Der wurde mit Suhrkamp der bedeutendste Verleger der Nachkriegszeit, während Kissinger Weltpolitik machte. Kaum bekannt ist, dass der Mann, der mit seinem Präsidenten Richard Nixon Herr über Krieg und Frieden war, die Gedichte Ingeborg Bachmanns schätzte, Aufführungen der Stücke Max Frischs besuchte und auf Betreiben Unselds Martin Walser und Uwe Johnson förderte. Bei aller Freundschaft konnte der Verleger einen paradoxen Lernerfolg nicht verhindern: aus den „Kissinger boys“ (und dem girl) wurden die schärfsten Kritiker der US-amerikanischen Politik; für sie war ihr Freund und Lehrer zum Kriegsverbrecher geworden. Kissinger tritt in mehreren Suhrkamp-Büchern auf, aber nie erfüllte sich Unselds Traum, auch Kissinger zum Suhrkamp-Autor zu machen.
Von SZ-Autoren:Willi Winkler über Kissinger und Unseld

Was der große amerikanische Weltpolitiker an deutschen Dichtern liebte und wie er den charismatischsten Verleger der Nachkriegszeit kennenlernte.

Von SZ-Autoren:Franz Kotteder über die Wiesn
Opulent bebilderter Band „Zu Gast auf dem Oktoberfest“ des SZ-Wiesn-Reporters mit 36 Rezepten aus den Festzelten.
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