Von SZ-Autoren:Kai Strittmatter über Chinas Digitaldiktatur

Augen auf, nach China schauen: Dort entstehen derzeit ein Staat und eine Gesellschaft, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Die Diktatur erhält ein digitales Update.

Augen auf: Nach China schauen. In China entstehen gerade ein Staat und eine Gesellschaft, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, schreibt Kai Strittmatter, bis vor kurzem Chinakorrespondent der SZ. Chinas Kommunistische Partei verpasst ihrer Herrschaft ein digitales Update und erfindet dabei die Diktatur neu. Strittmatter beschreibt, wie die KP die neuen Informationstechnologien als Geschenk des Himmels begreift und daran geht, den perfekten Überwachungsstaat zu schaffen, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Big Data: einen Staat, in dem der Untertan seine Überwachung gleich selbst übernehmen soll, während er sich ungezügeltem Kommerz und Entertainment hingibt. Dieses China gleicht mindestens so sehr der "Schönen neuen Welt" von Aldous Huxley wie George Orwells "1984". Außenpolitisch möchte die KP derweil ihr Land wieder "ins Zentrum der Welt" führen - in offener Konkurrenz zu den liberalen Demokratien des Westens. Nicht Russland, sondern China werde die große Herausforderung für Europa und seine Demokratien, argumentiert Strittmatter. Einst hieß es, der Kapitalismus werde China die Freiheit bringen. Er hat es nicht getan. Dann sagte man, das Internet werde die Diktaturen unterwandern. Im Moment sieht es eher so aus, als unterwandere umgekehrt China den Kapitalismus und das Internet gleich dazu.

Kai Strittmatter: Die Neuerfindung der Diktatur. Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert. Piper Verlag, München 2018. 288 Seiten, 22 Euro.

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