Von SZ-Autoren:Joseph Hanimann über Frankreich

Der SZ-Kulturkorrespondent in Paris analysiert Frankreichs Neuanfang unter Präsident Emmanuel Macron. Nicht kontinuierlich entwickelt sich das Land, sondern ruckartig, zwischen Revolte und Aufbruch.

Frankreich überraschte in diesem Jahr sich selbst und die Welt durch einen abrupten Regimewechsel. Manche sprechen nun von einer "radikalen" oder einer "extremen Mitte", einem Ort also, an dem politisch bisher in Frankreich so gut wie nichts wuchs. Joseph Hanimann, seit vielen Jahren Kulturkorrespondent der SZ in Paris, spürt den tieferen Hintergründen dieser Wende nach, beleuchtet aus der Geschichte den heutigen Zustand der Nation, zeichnet das portrait sensible eines Landes, das sich nicht kontinuierlich, sondern ruckartig zwischen Revolte und Aufbruch verändert.

Nationaler Eigensinn bei gleichzeitig weltsüchtiger Sinnenfreude bis in die entlegenste Region, das Wuchern der Vorstadt zwischen Innenstädten und Landschaften aus dem Bilderbuch, Reizthema "Zuwanderung", Familie als Privatrepublik, Arbeitsmoral und Arbeitsstreik, Macht der Frauen, Herbst der Intellektuellen, Sprachkultur, Stilbewusstsein, Charme der Verwahrlosung, Größe durch Verweigerung - das sind einige der Themenfelder, auf denen das Nachbarland im Spätglanz seiner Vergangenheit seit einem halben Jahrhundert unterwegs ist zu seiner Rolle in der neuen Weltlage. Und was man von ihm lernen kann: mehr politische Auseinandersetzung, etwas weniger Management.

Joseph Hanimann: Allez la France! Aufbruch und Revolte - Porträt einer radikalen Nation. Orell Füssli, Zürich 2017. 224 S., 22 Euro. E-Book 17,99 Euro.

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