Von SZ-Autoren:Biografie von Johannes Paul II.

Licht und Schatten: Der SZ-Kirchenexperte, Matthias Dobrinski, und Thomas Urban, SZ-Korrespondent in Moskau und Warschau, haben eine Biografie über Johannes Paul II. geschrieben.

Viele Deutsche sahen in Johannes Paul II. einen reaktionären, autoritären Kirchenführer, oft wurde er auf seine rigide Sexualmoral reduziert. Doch er spielte eine eminent wichtige Rolle bei der Auflösung des Ostblocks. Der Kirchenexperte der SZ, Matthias Drobinski, und Thomas Urban, als Korrespondent in Warschau und Moskau Zeuge der großen Umwälzungen in Osteuropa, zeigen in ihrer Biografie auf, dass es die Erfahrungen unter dem deutschen Besatzungsterror im Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Parteiregime in Polen waren, die Karol Wojtyła dazu brachten, die Forderung nach Menschenrechten in den Mittelpunkt seines Wirkens zu stellen und so zum scharfen Kritiker sowohl des Kommunismus, als auch des Kapitalismus zu werden. Entschieden trat er gegen Antisemitismus auf und trieb den Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften voran. Mit seiner starken persönlichen Ausstrahlung zog der auch mit einem trockenen Humor gesegnete Reisepapst Millionen an. Die Autoren sparen aber auch nicht Fehler und Irrtümer aus, etwa die Unterdrückung einer innerkirchlichen Debatte oder die Unterschätzung der Missbrauchskandale, beides ein schweres Erbe der Kirche.

Matthias Drobinski/Thomas Urban: Johannes Paul II. Der Papst, der aus dem Osten kam. C. H. Beck, München 2020, 336 Seiten, 24,95 Euro.

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