Vom Glück der Raucher:Smoke Gets In Your Eyes

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Und jetzt die schlechte Nachricht: Rauchen macht nicht glücklich, Nichtrauchen schon. Das ist nun wissenschaftlich erwiesen. Angeblich.

Bernd Graff

Für einige ist der erste Zug an einer Zigarette am Morgen das Beglückendste auf der Welt. Mag sein, aber wirkliches Glück lässt sich dann doch nicht in Rauch auflösen.

Das wollen Forscher herausgefunden haben, nicht-rauchende vermutlich, an der britischen Peninsula Medical School. (http://www.pms.ac.uk/pms/news.php) Sie haben sogar zweierlei herausgefunden. Erst einmal, dass es einen Unterschied gibt zwischen Befriedigung und Glück. Brave Forscher! Und dann haben sie auch noch herausgefunden, dass das gefühlte Glück und selbst die Grade an Befriedigung im Leben bei Nicht-Rauchern wesentlich höher sind.

An die 10000 Menschen über 50 (!) sind im Rahmen der Langzeitstudie mit dem unbedingt britischen Titel: "Die Englische Langzeitstudie zum Altern" (English Longitudinal Study of Aging) untersucht und befragt worden. Und die wenigen verbliebenen Raucher in dieser Altersklasse berichteten vornehmlich von Unglück und Unbefriedigtsein. Jedenfalls wesentlich häufiger als die Nicht-Raucher. Und: Je niedriger Bildung und Lebensstandard der Raucher waren, umso grimmiger berichteten sie von ihrer Lebenspein.

Tja, das alles verlangt nach Erklärung - und hier ist sie, besser: Das soll sie sein. Dr Iain Lang, das ist der Langzeitsudienleiter, meint: Raucher erleben eine Art Glück, wenn sie ihre Zigaretten anmachen, also beim ersten Zug. Aber diese Befriedigung wird nur erlebt, weil der Sucht ein Rauchopfer gebracht wurde, sprich: weil die Entzugsgefühle verschwinden. Insgesamt seien sie überhaupt nicht glücklicher als Nichtraucher, ganz im Gegenteil, sogar unglücklich. Vermutlich, weil sie für dieses entschwindende Glück, ihr kurzes Glück, auch noch bezahlen müssten - was dann ins Geld gehen kann. Je nachdem, wie teuer Zigaretten sind und wie viele man davon für Kurzzeitbefriedigungen am Tag benötigt.

Mit Verlaub: Dr. Lang! Diese Begründung befriedigt uns nicht. Sie erklärt vielleicht, warum das Glück der Raucher beim Zigarettengenuss so flüchtig ist und sie legt nahe, warum sie so griesgrämig sind - nicht bei der Zigarette danach, sondern nach der Zigarette. Aber bitte, Dr. Lang, was sagt diese Begründung denn schon über das mutmaßliche Glück der Nichtraucher aus? Und was über die Zusammenhänge von Rauchen und Unglücklichsein, die vielleicht oder sogar mutmaßlich VOR dem Rauchen liegen. Vielleicht, Dr. Lang, sind manchen Menschen einfach unglücklich und werden erst darum zu Rauchern. Vielleicht sind dann aber auch diese nicht-rauchenden, offenbar schnell und leicht zu befriedigenden, überfitten Überfünfzigjährigen auch kein Maß fürs Glück. Was wissen die denn schon vom Gefühl nach dem ersten Zug an einer Zigarette am Morgen und der tiefen inneren Befriedigung, ja Ruhe, den er bedeutet?

So, und für alle, die das jetzt für Raucherwerbung halten: Nein, es ist keine! Rauchen ist definitiv schlecht für Ihre Gesundheit. Sie sollten niemals rauchen und wenn Sie einen Raucher treffen, reden Sie ihm bitte sofort und nachdrücklich das Rauchen aus. Es schadet seiner Gesundheit. Aber über Glück ... über Glück reden Sie bitte nicht mit ihm!

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