Süddeutsche Zeitung

Volksmusik:Fast wie früher

Der "Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn" ist zurück

Von Thomas Becker

13 Jahre Pause sind lang. Verdammt lang sogar, wenn man Fan ist. Umso größer war im vergangenen Frühjahr der Jubel bei Freunden der traditionellen und der Neuen bayerischen Volksmusik, als die frohe Botschaft verkündet wurde: Es gibt ihn wieder, den Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn, kurz BDJW. Zwar nicht in der beliebten und erfolgreichen Originalversion, aber immerhin noch zu zwei Dritteln wie einst in den frühen 1990ern: mit Otto Göttler und Josef Brustmann, aber ohne Monika Drasch, die Frau mit der grünen Violine. Beim Revival im vergangenen Jahr wurde sie von Petra Amasreiter ersetzt. Treffenderweise nannte das Trio sein neues Werk "Die Zeit ist reif". Irgendwie schien die Zeit eher überreif: Nach ein paar Monaten stieg der mit zahlreichen weiteren Bühnenprojekten beschäftigte Brustmann wieder aus. "Mir war die Doppelbelastung einfach zu viel", so der Gewinner des Deutschen Kabarettpreises.

Doch Otto Göttler, sozusagen der letzte BDJW-Mohikaner, ließ nicht locker und fand nun mit Wolfgang Neumann Ersatz. Der Endfünfziger aus Thalkirchen, der heute in Inning am Ammersee lebt, wurde in jungen Jahren zum Sängerknaben beim Windsbacher Knabenchor ausgebildet, lernte später Gitarre, Percussion und Klavier sowie Blues, Rock und die alpenländische Volksmusik am Richard-Strauss-Konservatorium kennen. Viele Jahre spielte er danach mit dem Hackbrett-Virtuosen Rudi Zapf und im Musikkabarett "Die Meiers". Nun also Jodelwahnsinn.

Das mittlerweile achte BDJW-Werk heißt "Der Name ist Programm" und verspricht mit Acoustic- & Electric Guitars, Geige, Tuba und diatonischer Ziach mal wieder abenteuerliche Arrangements mit außergewöhnlichen Sounds. Von den Themen her soll es zeitkritisch wie eh und je zugehen: Ging es in den 90ern noch um den Protest gegen Wiederaufbereitungsanlagen nimmt man heute das Zusammenprallen der modernen digitalen Welt mit Tradition, Gemütlichkeit und der unerschütterlich pragmatischen Einstellung des "bairisch gesunden Menschenverstandes" aufs Korn. Klingt fast wie früher. Also vielversprechend.

Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn, Donnerstag, 29. September, 20 Uhr, Lustspielhaus

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Quelle:
SZ vom 28.09.2016
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