Volksmusik:Blasmüsyk

Unterbiberger Hofmusik

Die Himpsl-Familie um Franz (Mitte mit Saz) hat als "Unterbiberger Hofmusik" gar keine Lust, im Heimatklang stecken zu bleiben.

(Foto: Lena Semmelroggen)

"Bavaturka" heißt das Projekt der "Unterbiberger Hofmusik", das Bayern und die Türkei zusammenbringt. An diesem Freitag und Samstag wird das neue Album vorgestellt

Von Oliver Hochkeppel

Obwohl er natürlich ein ausgezeichneter Trompeter ist, hat sich Franz Josef Himpsl immer mindestens so sehr als Anreger und Vermittler gesehen. Ganz allgemein, hat er doch als Lehrer an Real- und Musikschulen Hunderte von Kindern und Jugendlichen für die Blasmusik begeistert. Aber auch sozusagen binnenmusikalisch. Seine Unterbiberger Hofmusik entwickelte sich von der Stubenmusi mit seiner Familie schon vor 25 Jahren durch die Begegnungen mit Jazzstars wie Claudio Roditi, Bobby Shew oder Hal Ashby zum Stilexperiment mit jazzigen und südamerikanischen Elementen.

Eine weitere prägende Begegnung war die mit dem türkischen Oud-Spieler Seref Dalyanoglu. Himpsl entdeckte eine gemeinsame Basis zwischen bayerischer und türkischer Volksmusik. Das Projekt "Bavaturka" war geboren, von dem er heute sagt, dass er sich an kein "berührenderes, notwendigeres und nachhaltigeres" erinnern kann. Himpsl vertiefte sich derart darin, dass er inzwischen türkisch sprechen und Saz spielen kann. Nun ist mit "Bavaturka Vol. 2" die neue, musikalisch ebenso virtuose wie respektvolle Verschränkung der beiden Musikwelten erschienen - natürlich wieder auf dem eigenen Label und ganz im Sinne der Gemeinschaftsbildung auch durch "Schwarmfinanzierung" unterstützt.

Die ganze, über die Jahre gewachsene Unterbiberger-Hofmusik-Familie ist da wieder am Start; natürlich Himpsls Frau Irene, seine Söhne Xaver, Ludwig und Franzi, die vielen alten Freunde - neben Claudio Roditi und Hal Ashby auch einige der feinsten Bläser der süddeutschen Szene wie Matthias Götz, Michl Engl, Konrad Sepp, Florian Mayrhöfer und als wildester Matthias Schriefl, der auch Stücke arrangiert hat. Und sich bei "Elfer/En Birli" mit Johannes Bär, dem Tubisten von HMBC, sowie Ludwig Himpsl zum besten Alphorn-Trio verbindet, das man derzeit finden kann. Zu guter Letzt sind natürlich auch türkisch-kurdische Freunde an Oud, Saz und Gesang dabei, neben Dalyanoglu Öykü Sensöz, Bekir Cetinkaya, Kabak Kemane und Yasin Yardim. Die musikalische Völkerverständigung funktioniert dank jeder Menge Groove, überraschenden Wechseln, luziden Arrangements und geschmeidiger Soli prächtig - von traditionellen Liedern beider Kulturen bis zu Selbstgeschriebenem oder -adaptiertem wie der türkischen Version des 500 Jahre alten Chorals "Innsbruck, ich muss dich lassen", das als "Uzun ince Innsbruck" nicht nur sprachlich gewinnt. Welche Kraft das alles entwickelt, war unlängst beim traditionellen Hoffest der Himpsls zu erleben. Dort wurde auch das mit Regisseur Matthias Ditscherlein aufwendig in der Türkei gedrehte Video zu "Dere Geliyor - Ja schee blau" uraufgeführt, das man sich auf der Homepage www.unterbiberger.de unbedingt anschauen sollte, um richtig Lust auf das CD-Präsentationskonzert im Künstlerhaus zu bekommen.

Unterbiberger Hofmusik: Bavaturka Vol. 2 (Himpsl Records); live: Freitag, 7. August, 19.30 Uhr, Künstlerhaus am Lenbachplatz 2; Samstag, 8. August, 20 Uhr, Starnberger See-Jazz-Festival, Schlossgut Oberambach

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