Vier Frauen über Fassbinder:"Als es ihn nicht mehr gab, ist alles auseinandergefallen"

Vier Frauen über Fassbinder: Treffpunkt der vier Frauen war natürlich ein Theater: die Volksbühne Berlin. Von links: Irm Hermann, Hanna Schygulla, Eva Mattes und Margit Carstensen.

Treffpunkt der vier Frauen war natürlich ein Theater: die Volksbühne Berlin. Von links: Irm Hermann, Hanna Schygulla, Eva Mattes und Margit Carstensen.

(Foto: Markus Jans)

Die Schauspielerinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann, Eva Mattes und Margit Carstensen sind verbunden durch einen Mann: Rainer Werner Fassbinder. Er hat sie gelobt, gequält, geprägt. Jetzt reden sie erstmals miteinander über die Zeit mit der Ikone des Neuen Deutschen Films.

Interview: Gabriela Herpell & Carla Woter, SZ-Magazin

Hanna Schygulla und Eva Mattes treffen gleichzeitig im Roten Salon der Volksbühne in Berlin ein und umarmen sich freundschaftlich. Sie kennen sich aus den späten Sechzigerjahren in München, es war die Zeit, in der Rainer Werner Fassbinder dort das Antitheater als Gegenentwurf zum Staatstheater gründete. Schygulla, die damals Mitte zwanzig war, gehört zu den großen Entdeckungen Fassbinders und spielte in vielen seiner Filme und Theaterstücke die Hauptrolle, von "Liebe ist kälter als der Tod" (1969) bis hin zu "Lili Marleen" (1981). Eva Mattes war schon als Kind im Film- und Theatergeschäft, schaute sich jeden Fassbinder-Film im Kino an und spielte ihre erste Rolle unter seiner Regie 1972 in "Wildwechsel". Auftritt Irm Hermann, eine elegante Dame im auberginefarbenen Kleid. Sie spielt an diesem Abend im Herbst 2016 an der Volksbühne in Christoph Marthalers Stück "Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter". Sie wirkt voller Leben. In Wahrheit sei sie müde, sagt sie, und nervös wegen der Vorstellung. Irm Hermann arbeitete in den Sechzigern nach einer kaufmännischen Lehre beim ADAC im Büro, lernte Fassbinder kennen, die beiden wurden ein Paar. Er machte sie zur Schauspielerin. Hermann spielte bis 1975 in mehr als zwanzig Fassbinder-Produktionen, ehe sie sich von ihm löste. Als Margit Carstensen den Roten Salon betritt, kommt Eva Mattes zu ihr und verbeugt sich. Carstensen war schon eine gestandene Schauspielerin, als Fassbinder sie 1970 zu sich holte und ihr eine Hauptrolle nach der anderen gab. Alle vier anwesenden Frauen spielten 1972 gemeinsam in Fassbinders Film "Die bitteren Tränen der Petra von Kant", bevor sie nun am Sonntag, dem 4. Dezember, zusammen in Eva Mattes' letztem Bodensee-"Tatort" zu sehen sind.

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