Drei Jahre nach der Hochzeitsreise, die die Frischvermählten nach Triest, Wien, Budapest, Prag und Berlin führte und für die ihnen der Duce seinen eigenen Eisenbahnwaggon zur Verfügung gestellt hatte, sagte sich Attilio Teruzzi von seiner Frau los. Sie sei gar nicht als Jungfrau in die Ehe gegangen, betrogen habe sie ihn und belogen, und Jüdin sei sie auch noch. Die Hochzeit in Rom im Juni 1926 war ein transatlantisches Ereignis gewesen. Die Braut Lilliana Weinman stammte aus New York, eine Sängerin, die an der Scala und in der Arena di Verona unter dem Künstlernamen Lilliana Lorma Triumphe feierte. Auch der Bräutigam berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, er war General der faschistischen Miliz und dazu noch Staatssekretär. Der italienische Staat wusste die Eheschließung mit Stil zu feiern: Während die Braut, wie die New York Times getreulich meldete, ein reich besticktes, mauvefarbenes Kleid trug, erschien ihr künftiger Gemahl mit "all seinen Tapferkeitsorden an seinem faschistischen Schwarzhemd".
Victoria de Grazia: "Der perfekte Faschist":Eine böse Operette
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Wie sich die jüdisch-amerikanische Primadonna Lilliana Weinman in Italien für den Faschismus begeisterte, Mussolinis Mann fürs besonders Grobe heiratete und mit Glück und der katholischen Kirche doch noch davonkam.
Von Willi Winkler
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