Nach Verzicht auf Preisverleihung:Israelische Minister attackieren Natalie Portman
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Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv
Die Hollywood-Schauspieler Natalie Portman sieht sich in ihrem Geburtsland Israel heftigen Angriffen von Politikern ausgesetzt. Israelische Minister werfen ihr vor, sich der Boykottbewegung gegen ihr Land angeschlossen zu haben und Propaganda "orchestriert von der Hamas-Terrorgruppe" aufgesessen zu sein. Die Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezichtigt die 36-Jährige der Scheinheiligkeit. Einer ihrer Abgeordneten, Oren Hazan, fordert, dass ihr die israelische Staatsbürgerschaft aberkannt werden solle, ihr "in die weichen Bauchteile getreten" und sie "mundtot" gemacht werden solle.
Auslöser für die Empörung war die Ankündigung der Oscar-Preisträgerin, sie wolle Ende Juni nicht nach Israel reisen, um den Genesis-Preis persönlich entgegenzunehmen. Der sogenannte "jüdischen Nobelpreis" ist normalerweise mit einer Million US-Dollar dotiert, er wurde in diesem Jahr um eine weitere Million aufgestockt. Die Preisträgerin kann entscheiden, welche Organisationen oder Personen mit dem Geld unterstützt werden sollen. Der Preis wird an Menschen verliehen, die "durch ihre Leistung andere Menschen inspirieren und sich für das jüdische Volk engagieren".
Als die Entscheidung für Natalie Portman vergangenen November publik gemacht wurde, hatte Portman erklärt, sie sei stolz auf ihre israelischen Wurzeln und wolle mit dem Geld Frauen-Vereinigungen unterstützen. Portman gehört zu den Aktivistinnen der "Me Too"-Bewegung in Hollywood. Die Genesis-Stiftung gab inzwischen bekannt, Portman erhalte das Preisgeld trotz ihrer Absage.
Was die Schauspielerin bewogen hat, nicht zur Preisverleihung zu kommen, dazu hatte es zuerst nur eine knappe Begründung gegeben, die die Preisjury wiedergegeben hatte: Die "jüngsten Ereignisse in Israel" habe Portman als "extrem bedauerlich" empfunden, sie fühle sich nicht wohl dabei, an einer öffentlichen Veranstaltung teilzunehmen. In israelischen Medien wird spekuliert, ob sich ihre Kritik auf die Entwicklungen entlang der Grenze zum Gazastreifen oder die geplante Abschiebung von rund 38 000 Flüchtlingen nach Afrika bezog.
Portman schulde Israel eine Entschuldigung
Nach der Absage brach eine Welle der Empörung los, zuerst meldete sich Israels Kulturministerin Miri Regev zu Wort. Portman, "eine jüdische Künstlerin, die in Israel geboren wurde", sei "in die Hände jener gefallen, die den Boykott Israels unterstützen". Der für öffentliche Sicherheit zuständige Minister Gilad wandte sich direkt an Portman: Sie habe sich Gaza betreffend "traurigerweise von einer Medienkampagne und Lügen" leiten lassen, die von der Hamas verbreitet worden seien. Die Hamas kolportiere das Narrativ von friedvollen Demonstrationen im Gazastreifen und unverhältnismäßigen Antworten der Israelis, erklärte Gilad. Er bezog sich auf die Auseinandersetzungen entlang des Gazastreifens, die seit vier Wochen andauern und bei denen mindestens 39 Palästinenser durch israelische Scharfschützen getötet wurden.
Portman, die als dreijähriges Kind mit ihren Eltern in die USA umgezogen war, konterte damit, dass ihre Entscheidung, nicht zur Preisverleihung zu kommen, "falsch interpretiert" worden sei. Sie setzte am Samstag eine Erklärung auf Instagram ab: "Ich habe mich entschieden, nicht teilzunehmen, weil ich nicht den Eindruck erwecken will, Benjamin Netanjahu zu unterstützen, der eine Rede bei der Zeremonie hält."
Sie sei nicht Teil der Boykottbewegung und unterstütze diese nicht. Wie viele andere Israelis und Juden könne auch sie kritisch gegenüber der Führung in Israel sein, ohne das ganze Land boykottieren zu wollen. Sie ließ aber weiter offen, welche Ereignisse sie konkret zur Absage bewogen haben.
Zu Portmans Erklärung sagte der israelische Energieminister Yuval Steinitz, diese "grenzen an Antisemitismus", sie spiele damit "in die Hände der größten Hasser und der schlimmsten Antisemiten im Nahen Osten". Sie schulde Israel eine Entschuldigung.