Süddeutsche Zeitung

Variete:Komische Verformungen

Lesezeit: 2 min

Verbiegekünstler und Kabarettisten loten im GOP die "Humorzone" aus. Durch das Programm führen wahlweise Hamburger oder Münchner Musik-Comedy-Duos

Von Barbara Hordych

Wenn es sich biegt, ist es komisch, nicht, wenn es bricht." Mit dieser mantraartig wiederholten Humordefinition bringt Alan Alda als erfolgreicher TV-Regisseur seinen Schwager, den von Woody Allen verkörperten, erfolglosen Dokumentarfilmer in der Dramödie "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" schier zur Verzweiflung. Was selbstverständlich wiederum herrlich komisch mit anzusehen ist. Das Komische und das Verbiegen bringt auch die neue GOP-Show "Humorzone" zusammen, in der die beiden Musik-Comedy-Duos, "Les Derhosn" und "Emmi & Willnowsky" durch das Programm führen.

Eigentlich kann das Publikum die Spaßmacher nur getrennt voneinander erleben (Wechseltag ist der 14. April), am Premierenabend in der Regie von Knut Gminder treten jedoch ausnahmsweise beide Comedy-Duos auf. In der ersten Hälfte moderieren die Hamburger "Emmi & Willnowsky", bestehend aus Christoph Dompke als alternde Kammersängerin Frau Emmi und Christian Willner als ihr Pianist und Gatte aus der ehemaligen Sowjetunion Herr Willnowsky. Sie waten mit großem Vergnügen und schlüpfrigen Witzen knietief durch die Abgründe ihrer vorgeblich jahrzehntelangen Ehe. O-Ton Frau Emmi: "Ja, wir sind verheiratet, aber ich mache keinen Gebrauch davon!"

Die Münchner Musikkabarettisten Michi Marchner und Martin Lidl agieren als "Les Derhosn" in der zweiten Hälfte hingegen feinhumoriger, spüren eher sanft dem Irrsinn ihres bayrischen Vaterlandes hinterher, mit Vorliebe auf selbstgebauten, tönenden Gerätschaften. Wobei sie ihr wahres Können dann auch im Gebrauch von konventionelleren Instrumenten wie Keyboard und Gitarre demonstrieren.

Die Bandbreite des Komischen loten aber nicht nur die Spaßmacher mit ihrer jeweils eigenen verbalen Note aus, auch die Artisten selbst verleihen ihren Darbietungen komische Nuancen. Allen voran die finnische Kontorsionistin Jatta Borg, bei der sich zu ihren artistischen Handstand- und Verbiege-Fähigkeiten ein großes Maß an Selbstironie und Verrücktheit gesellt. Ununterbrochen brabbelt sie in einer unverständlichen (finnischen?) Sprache vor sich hin, hantiert kopfüber und kopfunter mit ihren Pumps, um zu guter Letzt ihre eigene, atemlose Version von "My Way" vorzutragen, während sie ihre Verrenkungen zelebriert. Sind ihre Bewegungen noch sanft fließend, so sind die des Uganders "P.Fly" bei seiner Putzmann-Performance eher kantig. Hätte er Gelenke, sie müssten beim Verbiegen seiner Gliedmaßen eigentlich brechen - das Ende der Komik.

Dem Applaus nach ist freilich der Auftritt des chilenischen Puppenspielers Francisco Orbregon mit seiner künstlichen Partnerin "Sophia" einer der komischsten Höhepunkte: Die temperamentvolle Klappmaul-Puppenlady mit den grünen Haaren entwickelt ein sagenhaftes Eigenleben, provoziert gar einen köstlichen Eklat, als sie einen der Gäste an den vorderen "Mitmach-Tischen" zum Tango auffordert.

Humorzone , bis 12. Mai, GOP-Varieté-Theater, Maximilianstraße 47

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4394489
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.04.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.