Kolumne Washington D. C.: Schlaflos im Gericht

James Boasberg, der Oberste Richter vom Washingtoner Bezirksgericht, untersagte Trump Abschiebungen nach El Salvador. Genützt hat es nichts. (Foto: Drew Angerer/AFP)

Trump schert sich nicht um den Rechtsstaat, amerikanische Richter halten dagegen – selten mussten sie sich mit einem solchen politischen Wahnsinn auseinandersetzen.

Vor ein paar Tagen ist auch Stephen wieder aufgetaucht. Stephen bewohnt das reichlich provisorisch eingerichtete Haus am oberen Ende der Straße und geht mit seinem Hund Finley gewissermaßen grenzüberschreitend spazieren. Auf diese Weise sind die beiden auch schon einmal in unser Wohnzimmer gekommen. Stephen sieht auf den ersten Blick etwas streng und hausmeisterhaft aus. Er ist aber kein Hausmeister, sondern ein sehr komfortabel ausgestatteter Rentner, der die schönsten Schimpfwörter für den amerikanischen Präsidenten findet. Seit Weihnachten war Stephen verschwunden. Ich dachte erst, er wäre ausgewandert wegen Trump. Die älteren Leute in unserer Straße verachten Trump auf ihre individuelle Art und mit den jeweils eigenen Finessen ihrer Ausdruckskraft. Stephen sagt, Trump sei ein Nazi, Mike sagt, der Präsident sei jemand, der alle anderen Menschen beleidigt, und Jeanie, die mit Richard, dem Diplomaten verheiratet ist, spricht immer nur von „Mr. Trump“ und fügt dann hinzu: „Ich nenne ihn nicht Präsident.“