"Wir leben in einer Generation der Weicheier", sagt der amerikanische Filmemacher Clint Eastwood. Das große Problem dieser Tage sei die "pussy generation".
Eastwood ist mittlerweile 86 Jahre alt und dreht mit eisernem Arbeitsethos immer noch einen Film nach dem anderen. Im September läuft in den USA seine neue Regiearbeit "Sully" an. Zu seinem Spätwerk gehören aber auch polternde politische Auslassungen, in denen er in der Regel die Republikanische Partei und ihre Präsidentschaftskandidaten unterstützt. In dieser Woche hat Eastwood dem US-Magazin Esquire ein Interview gegeben, und zwar zum ersten Mal gemeinsam mit seinem Sohn Scott. Der 30-Jährige bastelt gerade kräftig an seiner Schauspielkarriere und betont gern, dass der Papa ihn anständig erzogen habe: "Pünktlich sein und hart arbeiten".
Natürlich ging es in dem Gespräch auch um den aktuellen Wahlkampf, und Eastwood senior verkündete: "Trump verkörpert eine Stimmung, weil alle diese politische Korrektheit heimlich satthaben. Wir leben in einer Generation, in der sich alle gegenseitig den Hintern küssen. Alle laufen wie auf Eierschalen. Leute werden beschuldigt, Rassisten zu sein. Als ich ein Kind war, hat man solche Sachen nicht rassistisch genannt."
Eastwood sieht Trump als das kleinere Übel
In der Folge geht in den USA gerade ein veritabler Shitstorm über dem vermeintlich verbohrten Hollywood-Opa nieder, der findet, dass früher alles besser war, und daher Trump feiert. Den Teil des Interviews, in dem Eastwood ihn eher kritisch beurteilt, sollte man aber nicht unter den Tisch fallen lassen. Denn ein wirklicher Fan von Trump, der auch "dummes Zeug" erzähle, sei er nicht. Er sehe ihn mehr als das kleinere Übel: "Es ist langweilig, sich diesen ganzen Scheiß anzuhören. Es ist langweilig, sich diese Kandidaten anzuhören. Aber wenn Hillary einfach fortführt, was wir jetzt machen, bin ich nicht für sie."
Eastwood war von 1986 bis 1988 Bürgermeister des kalifornischen Städtchens Carmel. Seitdem betont er, dass man nicht in die Politik gehen dürfe, um reich zu werden, sondern auf Reichtum verzichten müsse, um Politik zu machen. Das wiederholt er auch im Esquire-Gespräch: "Hillary hat viel Kohle damit verdient, Politikerin zu sein. Ich habe auf viel Kohle verzichtet, um Politiker zu werden." Ein Standpunkt, der sich natürlich angenehmer vertreten lässt, wenn man ein Hollywood-Star ist. Aber verglichen mit der merkwürdigen Obama-Abrechnung auf dem republikanischen Parteitag 2012, als Eastwood auf der Bühne einen leeren Stuhl beschimpfte, sind seine jetzigen Äußerungen vergleichsweise moderat.
Etwas bizarr ist das Interview eher in linguistischer Hinsicht, weil Vater und Sohn sichergehen wollen, dass alle Leser kapieren, welche der vielfältigen Bedeutungsebenen des englischen Worts "pussy" sie meinen. Politisch sähen sich beide am besten in einer "Anti-Pussy-Partei" vertreten, zu der Weicheier keinen Zutritt haben. Was man aber keinesfalls mit einer Abneigung gegen die andere Bedeutung von pussy durcheinanderbringen solle, denn in der Familie Eastwood sei man in anderem Zusammenhang definitiv "pro pussy". Damit wäre das auch geklärt.