US-Rapper Mac Miller:Kurz vor der Weltübernahme

Mac Miller gilt als neue Hoffnung des Hip Hop und hat auch schon Donald Trump auf seine Seite gebracht. Ein Gespräch über Vergleiche mit Eminem, die amerikanische Jugend und Authentizität.

Toni Lukic

Da wird gerade jemand gehypt. Das erkennt man daran, dass die Großstadthipsteria sich die Ehre gibt und in Hamburg, München und Berlin in Scharen zu seinen Auftritten pilgert. Zuletzt trat Mac Miller auf der Reeperbahn im "Docks" auf, dieser 19-Jährige weiße Rapper aus Pittsburgh, der gerade noch so Untergrund ist, dass man ihn noch nicht kennen muss, der aber schon an der Schwelle zum Star steht.

US-Rapper Mac Miller: Rapper Mac Miller: "Du kannst niemals genug über die Sachen wissen, die du machst oder die dir wichtig sind."

Rapper Mac Miller: "Du kannst niemals genug über die Sachen wissen, die du machst oder die dir wichtig sind."   

(Foto: Julian Essink)

So sieht es auch Milliardär und Teilzeitpräsidentschaftskandidat Donald Trump. Der ernannte Mac Miller als Dankeschön für dessen Hitsingle "Donald Trump" zum neuen Eminem. Klingt abgedroschen, doch dieser Jugendliche könnte tatsächlich in dessen Fußstapfen treten. Nicht schlecht, seinen größten Hit nach einem größenwahnsinnigen Milliardär zu benennen. Seine Musikvideos auf YouTube wurden jedenfalls schon über 125 Millionen Mal angeklickt, bei Facebook hat er über eine Million Fans und bei Twitter rund 900.000 Follower.

Und wie er auf der Reeperbahn die Menge zum Ausrasten bringt, das ist schon ungewöhnlich. Aber nicht weiter verwunderlich: Als rappendes Energiebündel aus der US-Mittelschicht ist er für die wichtigste Zielgruppe des Pop, die 16- bis 25-Jährigen, derzeit einfach hip. Das besondere an seiner Musik ist, dass seine Mixtapes eigentlich in eine andere Ära gehören - in die goldene, Anfang der 90er Jahre. Es ist die Unbeschwertheit und Lebenslust, mit der er Musik macht, und mit der er sich danach inklusive Groupies und Bodyguard ins Hamburger Nachtleben stürzt, die so ansteckend ist. Damit ist er der Nachfolger des nicht minder lebensbejahenden drei Jahre älteren Pittsburgher Protegés Wiz Khalifa, der sich schon in die Charts verabschiedet hat.

sueddeutsche.de: Wie viel Ahnung hat Donald Trump von Hip Hop?

Mac Miller: Ich glaube, dass er überhaupt keine Ahnung von Hip Hop hat, aber vielleicht sollte man ihn das selbst fragen. Er hat mich auch nur den neuen Eminem genannt, weil ich gerade ein gehypter, weißer Rapper bin. Trotzdem finde ich es cool, dass er mich auf seinem Schirm hat.

sueddeutsche.de: Die Promotion hat dir bestimmt gefallen?

Mac Miller: Ich finde es einfach cool, dass er sich in einem Video zu mir geäußert hat. Ich habe es eher als Kompliment gesehen.

sueddeutsche.de: Trotzdem müssen die Eminem-Vergleiche doch nerven. Bis auf die Hautfarbe habt ihr musikalisch nun wirklich wenig gemeinsam.

Mac Miller: Ehrlich gesagt tut es das nicht. Die Leute quatschen viel Müll, der mich nerven sollte, dass ich nicht rappen könnte, eine Scheißstimme hätte und so weiter. Die Eminem-Vergleiche fallen in dieselbe Kategorie. Ich blende es aus und behalte meine positive Energie. Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem die Leute mit den Vergleichen aufhören.

sueddeutsche.de: Der Donald-Trump-Song hat dich vom Untergrund-Phänomen zur neuen Hoffnung des Hip Hop gemacht. Weil du darin die Sprache deiner Jugend sprichst? Party machen, Gras rauchen, die Welt übernehmen?

Mac Miller: Vielleicht vermittle ich dieses Gefühl ganz gut. Ich bin einfach ein Junge einer neuen Generation von Rappern, und einer neuen Generation von Jugendlichen generell, die erwachsen werden und nun an die Machtstellen kommen.

sueddeutsche.de: Gras rauchend? Ist amerikanische Jugend denn so, wie du sie in deinen Texten beschreibst? In der Freizeit wird nur abgehangen und gekifft?

Mac Miller: Klar wird gechillt und es wird auch Gras geraucht und Alkohol getrunken. Aber wir lesen auch Bücher oder schauen Filme. Der gleiche Scheiß wie bei euch hier drüben. Jeder hat seine Interessen, und Gras zu rauchen ist bei einigen eben eine davon.

"Jeder hat Geschichten zu erzählen"

sueddeutsche.de: Dein Freund Wiz Khalifa ist mit den Produzenten von Stargate an die Spitze der Charts gestürmt. Dein Sound ähnelt eher dem aus der "Golden Era" in den 90ern. Wie kann das sein? Du bist nicht in dieser Zeit aufgewachsen.

Mac Miller: Als Kind hat mein Bruder mir ein paar Sachen von diesem Old-School-Kram vorgespielt, und es hat mich an dann einfach angezogen. Ich habe mir die Musik heruntergeladen und zum Beispiel die Platten von Big L, A Tribe Called Quest und Outkast gekauft. Das war cool, weil kein anderer in meinem Alter das Zeug gehört hat.

sueddeutsche.de: Hip Hop ist zurzeit dominiert von Pop-Produzenten und Weirdo- beziehungsweise Hipsterrappern auf der einen und immer noch Gangstarap auf der anderen Seite. Du gehörst keinem dieser Genres an, trotzdem wirst du als kommender Superstar gefeiert. Wie erklärst du dir das?

Mac Miller: Ich schätze, es hat viel mit mir als Person zu tun. Eigentlich bin ich genauso wie jeder andere Jugendliche auch, nur dass ich vielleicht ganz gut rappen kann. Aber das was ich mache, ist authentisch. Ich versuche nicht, jemand anderes zu sein.

sueddeutsche.de: Mit deinen 19 Jahren hast du aber nicht so viel zu erzählen, wie viele andere Rapper, die erst später anfangen, und dann ihre Lebensgeschichte in ihren Texten aufarbeiten.

Mac Miller: Jeder hat Geschichten zu erzählen, die oft sehr inspirierend oder bewegend sind. Die Leute haben eben viel erlebt und durchgemacht. Und es ist vollkommen legitim, das zu erzählen. Und ich erzähle das, was ich erlebt habe und rede nicht darüber, was ich nicht gemacht habe. Da wären wir wieder bei der Authentizität. Ich denke, ein Grund für Erfolg ist, wenn die Leute über etwas reden können. Es gibt viele Künstler, die super Musik machen, aber trotzdem keine Aufmerksamkeit bekommen. Heutzutage gibt es so viele talentierte Musiker, an deren Zeug man ganz leicht übers Internet kommt. Man muss etwas anbieten, über das die Leute reden können, ein Alleinstellungsmerkmal. Bei mir ging das wohl etwa so: "Hast du von diesem weißen Jungen gehört? Er macht so 90er-Kram. Hör dir das mal an!".

sueddeutsche.de: Du spielst Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Bass. Wie hilft dir das als Rapper? Am Ende rappst du doch über Beats.

Mac Miller: Du kannst niemals genug über die Sachen wissen, die du machst oder die dir wichtig sind. Wenn ich Footballspieler wäre, würde ich auch versuchen, in jeder Facette des Spiels gut zu sein. Ich mache und liebe Musik und deswegen will ich über jeden Aspekt von Musik Bescheid wissen.

sueddeutsche.de: Du bist mit Youtube, Facebook und Twitter aufgewachsen. Sind Videoklicks und Fans beziehungsweise Follower die neue Währung für Erfolg im Musikbusiness? Du bist ja in diesen Kanälen sehr engagiert.

Mac Miller: Wie ich es mache, ist nur eine Möglichkeit von vielen. Es gibt auch Musiker, die keine riesige Gefolgschaft auf Twitter haben und trotzdem viele Alben verkaufen. Ich bin sehr aktiv über diese Kanäle, weil ich so die Fans miteinbeziehen kann. Für einen Künstler ist es auch deswegen cool, weil du immer der Boss bleiben kannst, egal was du da verzapfst.

sueddeutsche.de: In "Donald Trump" rappst du über den Dächern von New York, dass du die Welt erobern wirst. Aber dein im Herbst erscheinendes Album "Blue Slide Park" trägt den Namen eines Spielplatzes in Pittsburgh und wurde dort mit deinen Freunden produziert. Auch bleibst du erst mal bei Rostrum Records, dem Pittsburgher Label, obwohl die fetten Major Deals aus New York schon anklopfen. Wann übernimmst du denn jetzt die Welt?

Mac Miller: Ich liebe New York, irgendwann will ich definitiv dorthin. Für mich geht es darum, mein Pittsburgh hochzuhalten. Der Ort, von dem du kommst, hat dich zu dem gemacht, der du bist. Ich reise gerne überall hin, um die Welt da draußen besser kennen zu lernen. Ich werde nicht versuchen, die Welt zu erobern, bis ich nicht die ganze Welt gesehen habe.

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