Nachruf Uri Zohar:Der Verwandelte

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Uri Zohar war einst Star des Films, dann wurde er zum ultraorthodoxen Rabbi. (Foto: Wikimedia Commons)

Als Filmemacher und Schauspieler wurde Uri Zohar berühmt, später lebte er als Rabbi in Jerusalem. Israel trauert.

Von Peter Münch

Er war bekannt, beliebt und zwischendurch auch mal berüchtigt: Als Filmemacher und Schauspieler ist Uri Zohar eine israelische Legende. Der Ruhm allerdings liegt weit zurück. Im Tel Aviv der Sechziger- und Siebzigerjahre war er der Kopf einer lebenslustigen und ziemlich machohaften Truppe von Bohemiens, die prägend wurde für mehr als nur eine Generation. Doch wenn er selber später zurückblickte auf diese Zeit, dann sagte er: "Ich respektiere das, so wie ein gereifter Erwachsener auf seine Kindheit schaut."

So sprach der Rabbi Uri Zohar, der in den späten Siebzigern die langen Haare gegen den langen Bart der Ultraorthodoxen tauschte, der vom Tel Aviver Hippie zum Jerusalemer Religionsgelehrten mutierte, mit seiner zweiten Frau sieben Kinder großzog und tagaus, tagein die Torah studierte. Ein Schock war dieser Seitenwechsel zunächst für seine Clique und das ganze säkulare Israel. Doch als er nun am 2. Juni mit 86 Jahren an Herzversagen starb, da wurde er in den Nachrufen geehrt als einer, der Israel in seiner ganzen Diversität vertreten hat.

Zum Trauerzug kamen Religiöse und alte Weggefährten

Seine Filme wurden in Cannes gezeigt und waren Kult, auch wenn sie mit Abstand betrachtet teils etwas kindisch erscheinen, was auch Uri Zohar so empfand. "Mezizim" zum Beispiel, in dem es um das Leben geschlechtsreifer Burschen am Strand von Tel Aviv geht. Übersetzt heißt Mezizim so viel wie Spanner.

Wenn Uri Zohar später überhaupt noch etwas drehte, dann waren es politische Werbeclips für die ultraorthodoxe Schas-Partei. 2018 willigte er ein in einen Dokumentarfilm über sein Leben. Als er darin gefragt wird, ob er sich die alten Filme gern noch mal auf Youtube anschauen möchte, da fragt er zurück: "Was ist Youtube?"

Tausende kamen nun in Jerusalem zum Trauerzug. Man sah die religiösen Würdenträger, die vielen Männer ganz in Schwarz. Doch unter die ultraorthodoxen Glaubensbrüder hatten sich auch noch alte Weggefährten und Fans gemischt aus Zohars Tel Aviver Tagen.

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