Unwort des Jahres 2012:"Opfer-Abo" folgt auf "Döner-Morde"

Das Unwort des Jahres 2012 heißt "Opfer-Abo". Das Schlagwort geht auf eine Äußerung von Jörg Kachelmann zurück - und stellt Frauen nach Ansicht der Jury "pauschal und in inakzeptabler Weise" unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden.

Das "Unwort des Jahres 2012" ist gekürt: "Opfer-Abo". Das teilte die "Unwort"-Jury unter dem Vorsitz der Sprachwissenschaftlerin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt mit. Das Schlagwort wurde einer Äußerung von Jörg Kachelmann zugeordnet. Der Schweizer Moderator soll in einem Interview, dass er zusammen mit seiner Frau gab, davon gesprochen haben, dass Frauen in der Gesellschaft ein "Opfer-Abo" hätten.

Die Jury kritisierte den Begriff dafür, dass er Frauen "pauschal und in inakzeptabler Weise" unter den Verdacht stelle, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterinnen zu sein. Der angebliche Wortschöpfer, Jörg Kachelmann, reagierte seinerseits mit Spott auf die Wahl. "Hui, das Unwort des Jahres. Wer hats erfunden? ;-) Leider ist es die Wahrheit, die manchmal politisch unkorrekt ist", twitterte der Wettermoderator. In einem anderen Tweet bemerkte er: "Der Erfinder des Unwort des Jahres ist uebrigens eine Erfinderin, was aber fuer den #vollpfostenjournalismus sicher zu anstrengend ist." Seine Frau habe demnach in dem Interview vom "Opfer-Abo" gesprochen.

Auf Platz zwei rügte die Jury das Wort "Pleite-Griechen" und auf Platz drei den Begriff "Lebensleistungsrente". Insgesamt wurden mehr als 1000 Vorschläge eingereicht.

"Opfer-Abo" folgt damit auf "Döner-Morde", das im Jahr zuvor zum Unwort gewählt worden war. Mit dem Ausdruck für die Morde der Neonazi-Terrorzelle NSU an ausländischen Mitbürgern - darunter auch ein Döner-Imbiss-Betreiber - werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden, hieß es zur Begründung. 2010 war "alternativlos" das "Unwort des Jahres", 2009 "betriebsratsverseucht".

Das "Wort des Jahres" wurde bereits im vergangenen Dezember von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt: Sie entschied sich für den Begriff "Rettungsroutine". Das Wort stehe für die immer wiederkehrenden Maßnahmen zur Rettung des Finanzsystems. Die seit 1971 gekürten Wörter des Jahres sind Begriffe, die die öffentliche Diskussion in einem Jahr besonders prägten, für wichtige Themen stehen oder aus anderen Gründen als charakteristisch für das jeweilige Jahr erscheinen.

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