"Untergang"-Parodien:Schaum vorm Mund

Hitler schimpft über das iPad, die Parkplatzsituation macht ihn zum Berserker: Bruno Ganz und sein Wutanfall im Untergang wurden im Netz gerne kopiert - viele Links führen inzwischen ins Leere.

T. Kniebe

Eine Zeitlang gehörten sie zu den meistgesehenen und meistverschickten Clips auf YouTube: Ausschnitte aus Bernd Eichingers und Oliver Hirschbiegels Untergang, in denen Bruno Ganz als Hitler seinen besten Tobsuchtsanfall hinlegt - versehen allerdings mit neuen Untertiteln.

Untergang, dpa

Bruno Ganz als Adolf Hitler (vorne) und Heino Ferch als Hitlers Reichsarchitekt Albert Speer sind heute nur noch im Original und nicht mehr als Parodie zu sehen.

(Foto: Foto: dpa)

Ein Hitler, der sich mit Schaum vor dem Mund über die Mängel des iPad beschwert; ein Hitler, der den Verkauf des Fußballers Ronaldo nicht fassen kann; ein Hitler, der angesichts der Parkplatz-Situation in Tel Aviv zum Berserker wird. Die meisten dieser Links führen inzwischen ins Leere. Eine Art schwarze Trauertafel erklärt: "Dieses Video ist aufgrund eines Urheberrechtsanspruchs der Constantin Film AG nicht mehr verfügbar." Zwar entstehen noch immer neue Parodien, doch ihre Zahl im Netz sinkt derzeit rapide.

Die Ironie dabei ist, dass die Macher des Films durchaus erklärt haben, stolz auf diesen popkulturellen Erfolg zu sein - nur die wenigsten Künstler können eine Szene in ihrem Werk vorweisen, die auf ähnliche Weise weltweit Kreativität und Witz inspiriert. Eine kulturelle Idee, die sich praktisch endlos von selbst fortpflanzt - nach einer Definition Richard Dawkins' aus dem Jahr 1976 "Mem" genannt - ist darüber hinaus praktisch der heilige Gral des viralen Internet-Marketing. Millionen von Internetsurfern werden auf diese Weise zum ersten Mal vom "Untergang" gehört haben.

Und doch: "Wir gehen schon immer gegen alle Urheberrechtsverletzungen vor, die unsere Inhalte betreffen", sagt Martin Moszkowicz, Vorstand der Constantin Film AG in München. "Das muss für alle Clips im Netz gelten, die wir entdecken - wir können und wollen uns nicht zum Wächter darüber aufspielen, wann eine Parodie gelungen oder nicht gelungen ist, oder welche Grenzen man da gelten lassen kann." Er verweist darauf, dass der Clip aus dem Untergang auch in der Neonazi-Szene neu untertitelt wurde - in diesem Fall regte sich Hitler darüber auf, dass die Vernichtung der Juden nicht weit genug vorangekommen sei. So etwas könne, sagt Moszkowicz, natürlich auf keinen Fall toleriert werden.

"Die Reaktionen auf die Löschungen im Netz sind auch keineswegs nur negativ", erklärt der Constantin-Vorstand. "Zuschauer, die den Film gesehen haben, urteilen da oft anders als jene, die nur die Parodie kennen. Sie wissen, dass es in dieser Szene um Entscheidungen geht, die für Millionen von Menschen den Tod bedeutet haben."

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