Unpassendster Begriff 2007:Das Unwort des Jahres: "Herdprämie"

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Die heißgehandelten Begriffe "Bundestrojaner", "Vorratsdatenspeicherung" und "Erziehungscamp" wurden verworfen - die Worte "klimaneutral" und "entartet" landeten auf Platz zwei und drei der Jury.

Das Unwort des Jahres 2007 ist "Herdprämie". Das gab die Jury um den Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser am Dienstag in Frankfurt bekannt. "Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen", sagte der Sprecher der sechsköpfigen Jury, Horst Dieter Schlosser.

Favoriten waren auch die Begriffe "Präventionsstaat" und "praktikables Nachtflugverbot". Sie gehörten zu den Wörtern, die die Jury der sprachkritischen Aktion heiß diskutiert habe, sagte Schlosser am Montag. Der Germanist gab die Entscheidung der sechs Juroren in der Frankfurter Universität bekannt.

Auf den zweiten Platz wählte die Experten-Jury der Frankfurter Universität den Begriff "klimaneutral": Mit diesem Wort werde unter anderem für eine Ausweitung des Flugverkehrs geworben, ohne dass dabei deutlich werde, wie die Klimabelastungen "neutralisiert" werden sollten. Auf Platz drei landete das Wort "entartet". Nach der Formulierung des Kölner Kardinals Joachim Meisner, würden Kunst und Kultur "entarten", wenn sie ihre religiöse Bindung verlieren. "Entartete Kunst" war ein Schlüsselbegriff der Nationalsozialisten, mit dem missliebige Künstler und ihre Werke diffamiert wurden.

Die Jury hatte die Begriffe aus knapp 1800 Einsendungen ausgewählt. Unter den Vorschlägen waren nach Angaben des Gremiums neben Dieter Bohlens Äußerung über das "epileptische Singen" eines Kandidaten in der Show "Deutschland sucht den Superstar" auch einige Begriffe zur aktuellen politischen Diskussion über mehr Überwachung, darunter "Bundestrojaner" und "Vorratsdatenspeicherung".

Auch das erst Anfang 2008 publizierte Wort "Erziehungscamp" sei noch in die Auswahl aufgenommen und heiß diskutiert worden.

Als Unwort gesucht werden sprachliche Missgriffe, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen. 2006 war der Begriff "freiwillige Ausreise" gewählt worden.

© sueddeutsche.de/dpa/ap/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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