Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren in Budapest, wie der Rowohlt-Verlag bestätigte.
Kertész wurde 1929 in Budapest als Kind jüdischer Eltern geboren. Mit 14 Jahren wurde er nach Auschwitz deportiert, später nach Buchenwald. Zurück in Ungarn, verdiente er sein Geld zunächst als Journalist bei einer Tageszeitung, später als Übersetzer, Autor von Musicals und Theaterstücken sowie als Übersetzer aus dem Deutschen.
Ende der Fünfziger Jahre begann er die Arbeit an seinem Opus magnum, dem "Roman eines Schicksallosen", der 1975 erschien. Darin arbeitet er seine Erfahrungen als Jugendlicher in den NS-Konzentrationslagern auf. In seiner Heimat Ungarn gelangte das Werk erst Mitte der Achtziger Jahre zu literarischer Anerkennung.
Konzentrationslager:Das Grauen des KZ Buchenwald
Leichenberge, ausgemergelte Häftlinge, Mord-Vorrichtungen: Als die Amerikaner 1945 Buchenwald erreichten, dokumentierten sie die KZ-Hölle.
2002 erhielt Kertész für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis. Zuletzt erschien im März dieses Jahres in Ungarn ein Abschlussband seiner Tagebuchveröffentlichungen. Die deutsche Übersetzung soll in diesem Herbst erscheinen.
"Er hat in der ungarischen Sprache, im ungarischen Denken, in der großen ungarischen Literatur, in der Weltliteratur eine Arbeit verrichtet, die kein anderer vollbracht hat, ja, auch nicht hätte vollbringen können", schrieb sein ungarischer Kollege Péter Esterházy zu Kertész' 80. Geburtstag in der SZ.
Kertész lebte von 2002 bis 2012 vorwiegend in Berlin. Erst 2012 kehrte er, bereits schwer erkrankt, nach Budapest zurück, wo er am 31. März seiner Krankheit erlegen ist.