Weltkulturerbe:Die Stadt, die ihr Gesicht verliert

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Alles großartig hier, schreiben viele Touristen, wenn sie die Waterfront in Liverpool sehen. Über die Bausünden sehen sie meist hinweg. Die Unesco nicht. (Foto: Bill Allsopp/mauritius images / Loop Images)

In Liverpool haben sie einfach weitergebaut, obwohl die Unesco immer wieder drohte, der Stadt den Weltkulturerbe-Titel zu entziehen. Jetzt ist er weg. Eine Geschichte über Korruption, Ignoranz und schlechten Geschmack.

Von Michael Neudecker, Liverpool

Fast vier Stunden hat er jetzt hier gesessen, auf einer der steinernen Bankreihen am Pier Head in Liverpool, im Rücken das gegen die Dockmauern patschende Wasser, vor sich die prachtvollen Gebäude, die sie die "Three Graces" nennen. Wayne Colquhoun, 55 Jahre alt, dunkelgraues, akkurat frisiertes Haar, Sonnenbrille, Hemd und Lederjacke, sonore Radiostimme, er hat geredet und geredet, über den ganzen Irrsinn der vergangenen zwanzig Jahre. Die Korruption. Die Vertuschung. Das dreckige Geld. Und die Ignoranz, vor allem die Ignoranz.

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