42 Jahre nach dem Krieg, im Mai 1987, fand in Lyon der Prozess gegen den SS-Hauptsturmführer Klaus Barbie statt, genannt der "Schlächter von Lyon". Als Nebenklägerinnen traten Frauen auf, deren Männer und Kinder von Barbie gefoltert und ermordet worden waren. Einige konnte ich als Fernsehjournalist sprechen, eine sagte: "Sie sind der erste Deutsche, mit dem ich seit vierzig Jahren spreche." Als ich die Frauen erzählen hörte, fiel es mir schwer, die einem Journalisten gebotene Nüchternheit zu bewahren. Ich vergesse nie Barbies leere Augen, mit denen er aus der Anklagebox in den Gerichtssaal schaute. Ich bat den Kameramann, diese Augen in Großaufnahme eine Minute lang zu drehen und sendete sie in meinem Bericht für die "Tagesschau". Es waren Augen ohne jedes Gefühl. Er hatte in Frankreich gemordet im Namen Deutschlands.
Deutsch-französische Beziehungen:Mein Frankreich
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Bundeskanzler Konrad Adenauer (li.) und der französische Präsident Charles de Gaulle bei der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages 1963 in Paris.
(Foto: UPI/dpa)Wir Deutschen sollten uns wieder unseren Nachbarn zuwenden - mit Esprit und heißem Herzen. Der Aufruf eines Liebenden.
Gastbeitrag von Ulrich Wickert
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