Noch vor schlappen 350 Jahren hätte diese Paarung Blutvergießen bedeutet und Gemetzel. Später dann, im Kaiserreich, wäre es ein bitterer Streit gewesen um die Macht im Staate: "Katholiken gegen Protestanten".
Der "Geschichtspapst" Guido Knopp freute sich beim ZDF- Geschichtsquiz über das "solide barocke Weltwissen der Katholen"
(Foto: Foto: dpa)Heute streiten Katholiken gegen Protestanten im "ZDF-Geschichtsquiz aus Berlin". Das muss man wohl einen Fortschritt nennen. Ein zahmer, zäher 45-Minüter ist einem jahrelangen Kampf bis aufs Blut allemal vorzuziehen.
Andererseits zählt das von Strahlemann Markus Lanz mit Remmidemmi in der Stimme eröffnete Spektäkelchen - "Geht's euch gut?" - zu jenen Formaten, denen man ein wenig mehr Kontrast, eine Prise Konflikt, von Herzen gönnte.
Früher hart, heute weich
Ein neuer Dreißigjähriger Krieg oder ein abermaliger Kulturkampf müssen es nicht gerade sein. Aber waren es nicht vergleichsweise muntere Zeiten, als die Konfessionen ihre Herkunft vor sich hertrugen?
In der alten Bundesrepublik prallten die Weltbilder oft hart aufeinander: Hagere Intellektuelle aus protestantischem gegen wohlgenährte, barocke Frohnaturen aus katholischem Stall, Wortseligkeit gegen Ritenfrömmigkeit, dozierende Karfreitags- gegen singende Fronleichnamsmenschen. Was dem einen sein Geist, war dem anderen seine Seele.
Die Hochämter der Ökumene feiert man heute eher unscharf. Man redet weich daher wie Norbert Blüm, der exakt 50 Prozent der katholischen Ratefraktion ausmachte: Liebe Schwester, lieber Bruder, lieber Gott.
Vermutlich hat der ehemalige Arbeits- und Sozialminister die Gelegenheit dankbar beim Schopf ergriffen, zur Primetime im Fernsehen wieder einmal nicht die staatliche Rente erklären, verteidigen, loben zu müssen. Er war ja auch ein engagierter Rater bei "Was bin ich?".
Norbert Blüm räsonierte im ZDF, hektisch die Silben wringend, über den einzigen von vier Weltkriminellen, der nicht zum Ritter der britischen Krone geschlagen worden ist: Mugabe oder Mussolini, Saddam Hussein oder Nicolae Ceausescu?
Katholisches Künstlerpech gewinnt haushoch
Mit Religion hatten die wenigsten Fragen zu tun. Das historische Allgemeinwissen wollten Zeremonienmeister Lanz, der "Klosterschüler aus Südtirol", und der Gottvater der ZDF-Erwachsenenunterhaltung, Guido Knopp, abfragen.
Blüm beugte sich hinüber zu Mitstreiterin Jutta Speidel, plärrte durch das Studio zur protestantischen Fraktion, fragte nach beim Publikum in seinem Rücken. Dann drückte man für Ceausescu, und siehe da: Saddam wäre es gewesen. Katholisches Künstlerpech.
Kurz zuvor hatte Blüm einen Einblick gewährt ins kleine Einmaleins politischer Entscheidungsfindung: "Ich weiß es ja nicht, man kann es nur riskieren." Bedeutet Risikomanagement, von dem zurzeit so viel die Rede ist, also einen Blindflug aus Mangel an Wissen?
Zumindest gab sich das katholische Paar keine weitere Blöße. Es gewann schließlich haushoch mit 48.000 zu 7000 Euro, die die Protestanten erreichten - gespendet vom Gebührengeld des Zweiten Deutschen Fernsehens für wohltätige Zwecke.