TV-Kritik: "Wetten, dass..?":Nur das Schmatzen bleibt

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Es begann mit einer Drohung und endete als Dauerwerbesendung: Wären nicht ein paar schmatzende Kühe gewesen, wäre "Wetten, dass..?" am Tiefpunkt der Samstagabend-Unterhaltung angelangt.

Mirjam Hauck

Am Anfang war die Aufzeichnung: Der reiche Onkel aus Amerika wünschte seiner Heimatgemeinde Graz "Frohe Weihnachten" - per Videobotschaft. Arnold Schwarzenegger schloss mit "I'll be back". Das Publikum im Messecenter Graz klatschte eifrig, obwohl die Stadt inzwischen das nach dem Terminator getaufte Fußballstadion längst wieder umbenannte, als dieser als kalifornischer Gouverneur Todesurteile vollstrecken ließ.

Hauptsache Küsschen: Auch Nora Tschirner, begleitet von Til Schweiger, konnte Gottschalks seichtes Niveau nicht heben. (Foto: Foto: dpa)

Sei's drum, Weihnachten ist das Fest der Liebe, und am Samstag Abend um 20.15 Uhr haben sich Arnie, Tommy und Graz ganz lieb. In leicht verfremdeter KuK-Uniform, mit blauer Jacke und rotem Beinkleid moderierte sich Thomas Gottschalk durch "Wetten, dass..?". Die Sendung bestach in der Festtagsausgabe vor allem durch Geschenke an Auto- und Filmindustrie: Werbung für allerlei, das am 24.12. unter dem Weihnachtsbaum liegen kann, seien es Kinogutscheine oder der passende Wagen.

Als erste Gäste auf der Couch platzierten sich die ZDF-Fernsehköche Sarah Wiener, Johann Lafer und Horst Lichter. Letzterer lobte seinen flammfesten Schnurrbart, ansonsten waren die drei wohl vor allem deshalb geladen, damit das beige Sofa schon mal besetzt ist. Denn der nächste Gast musste auch "gleich wieder weg". Hollywood-Schauspieler und wahlbayerischer Schlossherr Nicolas Cage, stellte auf einem kurzen Zwischenstopp - hinter ihm lag Japan, vor ihm England - seinen neuesten Film vor, einen Verschwörungsthriller - irgendwas zwischen "Da-Vinci-Code" und "Indiana Jones 3".

Weiter ging's im lustigen Filme-Ankündigen. Til Schweiger und Nora Tschirner sagten brav ihre Werbesprüchlein auf. Im Komödien-Trailer war dann vor allem das Auto eines großen deutschen Herstellers zu sehen, das ohne jegliche Delle und Kratzer durch eine Steinmauer fuhr. Nur der Airbag blies sich vorschriftsmäßig auf.

Den nächsten Programmpunkt sicherte sich ein anderer großer deutscher Autohersteller. Biathlet Ricco Groß durfte im 3,2 Liter "Gwaddro" hereinfahren - für den guten Zweck, könnte die deutsche Sporthilfe gewesen sein.

Für Abwechslung hätte eigentlich die Soul-Chanteuse Amy Winehouse sorgen sollen. Aber offensichtlich zog sie Drogenkonsum "Wetten, dass..?" vor. Verübeln kann man ihr es nicht. Ihr Ersatz: Piet Klocke. Wem da die Hand zur Fernbedienung ausrutschte, der sah "Tagesthemen" in der ARD, "Denen man nicht vergibt" im Bayerischen Fernsehen und, huch, Til Schweiger auf Sat1. Na gut, dann wieder zurück auf die Couch.

Ein weiterer Filmstart wartete schon: US-Komiker Jerry Seinfeld und "Bridget Jones"-Alter-Ego Renée Zellweger leihen computeranimierten Bienen ihre Stimmen. Jerry Seinfeld schaffte es zudem, gleich zwei weitere deutsche Autohersteller zu platzieren. Eine Marke fährt er, bei der anderen hat er am Samstag ein Werk besucht - welch sportliches Fahrvergnügen.

Ach ja, die Wetten, eigentlich Namensgeber der Show, mittlerweile eher als Pausen in der Dauerwerbesendung wahrgenommen: Sie gingen fast allesamt verloren. Die Rundenzeiten beim Spielzeugrennbahnfahren mit BMW und Ferrari und verbundenen Augen stimmten nicht, ebenso die Summen beim Bankomat-Geldscheine-Zählen. Auch das Kerzenausblasen mit Druckluft aus dem Christbaumständer funktionierte nicht.

Nur der alleinstehende Kuhbauer Achim aus Schwaben gewann seine Wette und wurde Wettkönig: Am Schmatzgeräusch beim Verzehr von Äpfeln erkannte er seine drei Milchkühe Ida, Hilde und Luise. Vielleicht sollte sich "Wetten, dass..?" in Zukunft noch enger an RTLs "Bauer sucht Frau" anlehnen. Dann macht nicht nur Landwirtschaft Spaß, sondern auch die Samstagabend-Unterhaltung.

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