TV-Kritik: "Schlag den Raab":Drama in der Mülheimer Nordwand

Sportlehrer Arvid holte sich ein blutiges Gesicht und ging ohne die 1,5 Millionen Euro nach Hause: Ist Stefan Raab momentan unschlagbar? Wir haben den Steckbrief eines möglichen Bezwingers.

Christian Kortmann

In den vergangenen Monaten offenbart sich wieder mal ein schockierender Fachkräftemangel in Deutschland. Denn schon zum dritten Mal in Folge war der Kandidat bei "Schlag den Raab" nicht in der Lage, den Gastgeber im modernen Fünfzehnkampf zu besiegen: Arvid, der 39-jährige Sport- und Mathematiklehrer aus Hamburg, verlor im 14. Spiel, weil seine Reihe umgefallener Dominosteine kürzer war. Damit wächst der Jackpot für die nächste Ausgabe der Show am 5. April auf zwei Millionen Euro an.

TV-Kritik: "Schlag den Raab": Eleganz ist nicht die große Stärke von Stefan Raab.

Eleganz ist nicht die große Stärke von Stefan Raab.

(Foto: Foto: Pro Sieben)

Ausgehend von den Lehren dieses Samstagabends skizzieren wir das Profil eines möglichen Bezwingers von Stefan Raab, der sich zurzeit in Fünfzehnkampf-Topform befindet. Wenn Sie meinen, die Stellenbeschreibung trifft auf Sie zu, und Sie können an einem Abend vor den Augen eines Millionenpublikums ein Millionenhonorar einstreichen - schön, melden Sie sich doch einfach bei Pro Sieben. Aber überlegen Sie sich das gut, sonst verlassen Sie wie Arvid den vermeintlichen Traumarbeitsplatz als geschlagener Mann mit blauem Auge und blutender Lippe.

Ihr Profil

Gesucht wird ein Kandidat, der Stefan Raab über fünf Stunden hinweg Paroli in Spielen bietet, die er vorher noch nie gespielt hat. Bereitschaft zur Nachtarbeit und Konzentrationsfähigkeit in den frühen Stunden des Sonntagmorgens werden vorausgesetzt. Auch dann ist Nervosität für Sie ein Fremdwort: Als Mathelehrer würden Sie sich niemals bei einer kindischen Aufgabe wie 207 geteilt durch 9 verrechnen.

Über besondere physische Fitness müssen Sie entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht verfügen - Ihr Gegner ist auch nicht besonders fit. In einem anderen Sinne müssen Sie jedoch enorm sportlich sein: Gesucht werden ehrgeizige Wettkampf- und Zockernaturen mit Nehmerqualitäten. Eine perfekte Allgemeinbildung ist Pflicht, um in den Wissensspielen zu bestehen. Sie kennen sich im Boulevard und in der Popkultur aus und können etwa Plattencover anhand des Designs dem Künstler zuordnen.

Bei ungewöhnlichen Herausforderungen, wie der, einen 13 Meter hohen Eisturm in Köln Mülheim zu erklettern, erfassen Sie die Situation schnell und beweisen bei der Umsetzung der Aufgabe Mut und taktisches Geschick. Sie entwickeln neue Strategien, wenn Stefan Raab regungslos über Ihnen in der Mülheimer Nordwand hängt und Ihre Taktik stets mit einer besseren kontert. Ihr Gegner verfügt nämlich über die verblüffende Fähigkeit, bei Dingen, die er zum ersten Mal tut, bereits trickreich zu agieren.

Seine Premierendynamik paart sich - auch beim Blasrohrschießen, Fechten oder Fußballtennis - mit einer schnellen Lernfähigkeit, die Sie an den Rand der Verzweiflung führen wird. Wenn Sie sich dann noch mit dem Eispickel die eigene Lippe oder beim Skispringen in ein Wasserbecken das eigene Auge blutig schlagen, heißt es dennoch, beim anschließenden Mau-Mau-Spiel mit kühl-logischem Kopf an den Start zu gehen und wertvolle Punkte einzufahren, die Ihnen die zwischenzeitliche Führung sichern.

Doch ist diese Formulierung irreführend, denn "sicher" dürfen Sie sich nie fühlen: Ihr Gegner bleibt nämlich immer gefährlich. Und wenn wir schreiben "immer", dann meinen wir: immer. Wenn hohe Summen auf dem Spiel stehen, die in Relation zur geleisteten Arbeit surreal wirken, bleiben Sie gelassen und bekommen nicht das berüchtigte Zittern, das die Angst vor dem Sieg durch den Körper schickt.

Womit wir beim letzten und wichtigsten Punkt wären: Auch wenn Sie alle geforderten Eigenschaften mitbringen, werden Sie höchstwahrscheinlich trotzdem verlieren. Denn Stefan Raab ist Siegertyp aus Überzeugung. Sie stecken das aber einfach als Lebenserfahrung weg und reagieren ohne Hysterie, wenn Sie am Ende Dominosteine aufbauen und Ihnen die 2 Millionen Euro nur entgehen, weil Ihre Dominoschlange ein paar Zentimeter kürzer ist als die von Herrn Raab.

Wir freuen uns jedenfalls auf Ihren Auftritt am 5. April. Und vergessen Sie den Integralhelm nicht.

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