Wer bisher nie so recht wusste, ob er bei Auftritten von "Cindy aus Marzahn" lachen oder weinen sollte, ist spätestens seit Freitagabend erlöst: Hinter der Kunst-Figur steckt in Wirklichkeit der Komödiant Bastian Pastewka, wie am Rande der Show "Fröhliche Weihnachten" zu erfahren war. Zumindest verkörpert er die rundliche Proleten-Prinzessin glaubhafter als jede Frau das je könnte.
Mit der Benefiz-Aktion "Aua am Finger" möchten Anneliese und Wolfgang auf das Leid in der Welt aufmerksam machen.
(Foto: Foto: Sat1)Mit dieser Erkenntnis lässt es sich gleich unbeschwerter ins neue Jahr hinübergleiten; wie man bis dahin auch noch die Weihnachtsfeiertage unbeschadet überlebt, dazu lieferten Pastewka und Kollegin Engelke in ihrer Abendshow auf Sat 1 eine Steilvorlage.
Grenzen zu überschreiten, auch und gerade die des bürgerlichen Geschmacks, ist die oberste Pflicht von satirisch angehauchten schwarzhumorigen Sendungen wie dieser. Dass man aber gleich zu Beginn ohne Not den haarigen Hintern von DJ Ötzi (ebenfalls alias Pastewka) in Nahaufnahme zu sehen bekommt, das überraschte dann doch. Gut, mochte sich der unbedarfte Zuschauer denken, wenn das in dem Tempo weitergeht, rutschen wir hier über die Gürtellinie weit in die untersten Regionen des Pennälerhumors voran - doch dem war nicht so.
Engelke und Pastewka, inzwischen ein perfekt eingespieltes Paar, haben schon spritzigere Abende moderiert, etwa den deutschen Fernsehpreis, ebenfalls schon in Gestalt des längst bewährten Volksmusikantenduos "Wolfgang und Anneliese". Vor kurzem machten sie in dieser Rolle auch die berühmte Couch bei "Wetten, dass ...?" unsicher und stellten ihren Gastgeber damit in den tiefsten Schatten. Aber die kurz-prägnante Parodie liegt den beiden wohl eher als ein ganzer Abend voller Schlagerschmalz, zumal ihr erster gemeinsamer Weihnachtsabend 2007 kaum noch zu toppen war.
Dass die aufgesetzt-herzliche Dirndl-Blondine mit dem hervorstechenden Gebiss und der unmotiviert blödelnde Fönfrisuren-Freak in Tracht als ewig unterschwellig zankendes Volksmusik-Moderatoren-Duo nicht nur ihre lebensechte Vorlage "Marianne und Michael" gekonnt parodieren, sondern gleich die gesamte Volksmusik-Szene als diskriminierenden, sexistischen und verdummenden Part der deutschen Medienlandschaft entlarven, ist die eine frohe Botschaft. Dass das Format es ihnen erlaubt, auch noch weitaus aktuellere Personen und Zustände mit einzubauen, könnte die andere sein. Die schlechte Nachricht ist: Sie haben es nicht wirklich versucht.
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