Süddeutsche Zeitung

TV: Gloria von Thurn und Taxis:Lady Gaga

"Die kommt aus 'nem guten Stall": Die Arte-Doku "Mein Leben - Gloria von Thurn und Taxis" zeigt den Werdegang der Fürstin. Man hält es aus.

Marc Felix Serrao

Manche Menschen heiraten einen anderen, weil sie ihn aufrecht lieben, andere, weil es an der Zeit und nichts Besseres in Sicht war. Johannes Prinz von Thurn und Taxis wählte seine Braut, so sagt sie es selbst: wegen ihres "Backgrounds". Gloria von Thurn und Taxis, geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau, war 1980 zarte 20, als sie der 34 Jahre "ältere Herr" ehelichte. "Die kommt aus 'nem guten Stall, die kann man noch formen", mutmaßt die Fürstin, längst Witwe, heute über seine Motive: "Das ist wie in der Pferdezucht. Wenn das Material gut ist, kann man viel machen mit 'nem Pferd. Wenn das Pferd nicht verritten und kaputt ist, dann kann man damit noch große Turniere gehen."

Es sind solche Sätze, die Gloria von Thurn und Taxis seit ihrer Jugendzeit einen Stammplatz in der Klatsch- und Royalistenpresse und den blanken Hass der sogenannten offenen Gesellschaft sichern. Ihren inoffiziellen und gern bemühten Nebentitel "Punkprinzessin" ist sie trotz des sehr demonstrativ gelebten Katholizismus nie losgeworden. "Mein Leben - Gloria von Thurn und Taxis" heißt die Arte-Doku, die nun versucht, den Werdegang der 49-Jährigen in einer Dreiviertelstunde zu erklären. Es ist - ganz gleich, was man von ihrer Pferdezüchter-Poesie oder dem beinharten Konservatismus (Die moderne Gesellschaft? "Sodom und Gomorrha") hält - ein schöner, unterhaltsamer Film geworden.

Madame Blitzlichter mit Bubikopf und Krächzstimme

Caroline Haertel und Mirjana Momirovic, die Autorinnen, hätten es sich leicht machen und den Weisheiten der Fürstin nachträglich einen korrekten Kommentar überstülpen können. Nach dem Motto: Lady Gaga von Schloss Emmeram. Doch der fehlt. Frau Gloria darf reden, lachen und brüllen, soviel sie will.

Sehr frühe Bilder zeigen die Kindheit in Togo. Da sei sie nur draußen gewesen, erzählt die Fürstin, und dass sie nie sagen musste, wo sie sich rumtrieb. Dazu sieht man sepiafarbene Gilbfotos eines grinsenden Kindes; mal mit Indianerschmuck, mal barfuß im Boot. Ein späteres Video zeigt Gloria als Teenager in einer Band, mit Schuluniform, Bubikopf und Krächzstimme. Ihre Schwester, sagt sie, sei "sehr hübsch" gewesen, deshalb habe sie witzig sein müssen.

"Ich kann ihr alles zutrauen", sagt Beatrix von Schönburg-Glauchau, die Mutter, im Film. Im Guten wie im Schlechten? "Das kann man wohl sagen." Die berüchtigten TV-Auftritte der Tochter fehlen nicht: 1989 etwa, bei Wetten, dass ..., damals trug sie eine Kette aus Teddybären. Frank Elsner leitete die Show noch und begrüßte sie "Osterei", weil sie so bunt angezogen war und die Haare zu einem 30 Zentimeter hohen Irgendwas aufgeschichtet hatte. "Schrecklich peinlich", erinnert sich die Mutter. Heute trägt die Tochter zumindest brave Kleider, am liebsten hellblau und rosa. "Ein Ticken madamiger", nennt sie das.

Dass Madame Blitzlichter noch immer liebt, sieht man hier oft. Dann funkeln ihre Augen, und sie redet noch lauter als sonst. "Rampa, rampa..." zischt sie bei den Schlossfestspielen und imitiert das Orchester, das sich nebenan warmspielt. Es regnet, und die Gäste schauen ganz bedröppelt unter ihren Schirmen hervor. "Kannste nicht ändern", sagt Guido Westerwelle, der FDP-Chef, der auch da ist. Doch die Fürstin zischt nur und lacht.

Die schönste Szene zeigt sie bei einem Fest im Schloss. "Gloria Productions" ist das Geburtstagsvideo für ihren Mann betitelt. Zu sehen sind viele schicke Gäste in den schlimmsten 70er Jahre Farben. "Johnny, ach komm doch mal zu mir", singt Gloria ihrem Mann zu, mal wieder mit Haarturm auf dem Kopf - "nachts um halb viaaar!" Die Gloria von heute sieht's und lacht. "Da ist sehr viel Attitude dabei", sagt sie. "Das hab' ich." Das hat sie.

Mein Leben - Gloria von Thurn und Taxis, Arte, Samstag, 17.20 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 18.07.2009/jeder
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