TV: "Der Lehrer":Alder, ich muss beten

Sexy Lehrer bändigt Rüpel-Schüler: RTL hat versucht, das Beste aus der misslungenen Serie "Der Lehrer" zu machen. Hat nicht so gut geklappt.

Hans Hoff

Wenn eine neue Serie startet und weit entfernt von dem landet, was man gemeinhin als ordentliche Programmqualität bezeichnet, löst das leicht so etwas wie Mitleid aus. "Der Lehrer" ist so ein Beispiel, das zeigt, wie viel die Erfinder gewollt haben und wie gnadenlos sie letztlich doch gescheitert sind. Stefan Vollmer (Hendrik Duryn) heißt der neue Pädagoge an der Schule, die mit jenen handelsüblichen Widrigkeiten gesegnet ist, die man so aus gängigen Problembeschreibungen kennt. Da sind Schüler, die entweder gewalttätig oder opferbereit sind, die mit den Worten "Alder, ich muss beten" einfach mal so mitten im Unterricht den Klassenraum verlassen und durchweg unter einer gewissen Aufmerksamkeitsstörung leiden. Dazu kommen Lehrer, die in der Mehrzahl mehr mit sich als mit den Schülern zu tun haben wollen. In diese Gemeinschaft bricht der Neue ein und entpuppt sich schnell als Sonderling der anderen Art.

TV: "Der Lehrer": Ein bisschen wie die Bezirksausgabe von Jon Bon Jovi: RTL-Lehrer Stefan Vollmer (Hendrik Duryn) will durchgreifen.

Ein bisschen wie die Bezirksausgabe von Jon Bon Jovi: RTL-Lehrer Stefan Vollmer (Hendrik Duryn) will durchgreifen.

(Foto: Foto: Guido Engels/RTL)

Er sieht ein bisschen aus wie eine Bezirksausgabe des affektierten Poprockers Jon Bon Jovi, also nach landläufiger Auffassung eher gut. Konflikte löst er auf die direkte Art ("Noch so'n Ding und ich biege dir die Mütze gerade."). Immer hat er eine pfiffige, eine besondere, eben seine Lösung parat. Natürlich eckt er damit an, und die Tatsache, dass er vor seinem Dienstantritt mit einer Schülerin geschlafen hat, ohne zu wissen, dass er ihr bald auch noch ganz andere Sachen beibringen muss, macht die Sache nicht leichter.

Leicht kann man sich vorstellen, dass sich aus solchen Konstellationen Stoff für eine achtteilige Serie saugen lässt. Wenn der Problemort Schule und die Ambition eines Mehrwollers aufeinander treffen, birgt das Möglichkeiten, wie schon das Beispiel von "Unser Lehrer Dr. Specht" im ZDF einst vorbildlich gezeigt hat. Allerdings muss man für solch ein Projekt auch streng auf die nötige Sorgfalt achten. Man darf die Schauspieler nicht aneinander vorbei agieren lassen, man muss aufs Timing achten, darauf, dass die Sprüche nicht neben dem Raum, der eigentlich für eine Pointe vorgesehen waren, verpuffen. Leider ist genau das passiert.

"Der Lehrer" kommt daher als halbgare Mischung aus Drama und Komödie, ohne sich je klar zu entscheiden. Vorsichtshalber hat RTL dem ganzen Projekt den Titel Comedyserie verpasst, was allenfalls als Hilfskonstruktion zu verstehen ist und ein bisschen die Hilflosigkeit belegt, von der die Auftraggeber wohl befallen wurden, als ihnen die Produktionsfirma Sony Pictures die fertige Serie vorlegte. Mit Recht darf man bei RTL mit dieser Serie unzufrieden sein, und der Umstand, dass sie im Frühjahr 2007 gedreht wurde und es erst jetzt ins Programm schafft, weist schon darauf hin, dass man in Köln nicht gerade vor Stolz platzt.

So ist "Der Lehrer" ein Schulbeispiel dafür, dass man im Ziel meterweit daneben liegen kann, auch wenn man am Start fast auf Linie lag. Fehler in der Produktion addieren sich eben nicht, sie potenzieren sich gerne. Diese Serie sieht aus, als hätte sich da einiges vervielfacht. Sie sieht auch aus, als habe man nachträglich versucht, das Beste aus dem Misslungenen zu machen. Gereicht hat es nicht.

Der Lehrer, RTL, montags, 21.15 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: