Hier Auszüge aus der Freundschaftskündigung, die Bieber in seinem Internetblog verbreitet hat: "Es passierte vergangene Woche in Washington - zur selben Zeit, als du hier als Begleiter Erdoğans aufgetreten bist. Ich habe mit US-Regierungsbeamten darüber diskutiert, wie man den Rechtsruck auf dem Balkan stoppen kann, während du neben Erdoğan durch die Stadt gelaufen bist, umringt von Bodyguards und Erdoğan-Unterstützern, die auf Protestierende einschlugen. Hier geht es nicht mehr um zwei verschiedene Perspektiven auf einen Sachverhalt: Du bist heute eine Fürsprecherin einer autoritären Regierung. Du nanntest das Referendum, das zur präsidentiellen Autokratie führt, eine politisch gute Sache. Dabei liegst du sehr falsch. Ich kann nicht stillhalten, während du einen Autokraten berätst, ihn noch öffentlich bewirbst. Mehr als hundert deiner früheren Kollegen an der Yildiz Teknik Universität verloren ihren Arbeitsplatz oder wurden inzwischen inhaftiert. Allein an deinem Institut wurden 14 Wissenschaftler entlassen, drei von ihnen Professoren. Viele von ihnen sind brillante Wissenschaftler: neugierige, mutige und unabhängige Denker. Ich kann nicht von jedem erwarten, der in dieser feindlichen Umgebung lebt, dass er gegen die türkische Regierung aufsteht und seine Karriere riskiert. Aber man muss den Autokraten nicht noch umarmen. Seine Karriere auf den Rücken von Tausenden Unschuldigen voranzutreiben, ist unverzeihlich. Deine Unterstützung Erdoğans - wie du dabeistehst, wenn Demonstranten (du wirst sie Terroristen nennen) von Erdoğans Handlangern verprügelt werden - das alles ist unakzeptabel für mich: Ich will, dass du das weißt. Es gibt Entscheidungen, die wir treffen. Und die haben Konsequenzen. Ich bin tief enttäuscht über die Entscheidung, die du getroffen hast."
Die Geschichte, speziell die deutsche, zeigt, wie Unterdrückung in den Eliten faustische Tendenzen evoziert. Viele Journalisten und Wissenschaftler betreiben den Teufelspakt.
Doch auch der Widerstand ist noch da. Es wird ein langer Kampf für jene, die sich im Exil befinden. Doch es braucht diesen Kampf. Und die Überlegung sollte erlaubt sein, ob die Exil-Wissenschaftler nicht auch ein akademisches Exil brauchen. Eine Universität, wie etwa der CEU in Budapest, wo türkische und kurdische Wissenschaftler forschen können. Frei, so wie es in der Wissenschaft der Fall sein sollte - und wie es in der Türkei nun nicht mehr der Fall ist.
Der Autor ist Journalist und Träger des European Press Prize. Er hält sich derzeit außerhalb der Türkei auf. Deutsch von Timo Lehmann.