Die Berufung hatte Erfolg: Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Tsitsi Dengarembga, unter anderem Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, ist in letzter Instanz freigesprochen wurden. Vor sieben Monaten war sie in Simbabwe zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem hätte sie 70 000 simbabwische Dollar Strafe zahlen sollen.
Dengarembga war verurteilt worden, nachdem sie zusammen mit der Journalistin Julie Barnes am 31. Juli 2020 mit einem Schild bei einer Demonstration durch die Hauptstadt Harare spaziert war, das die Aufschrift trug: "We want better. reform our institutions". Die Staatsanwaltschaft sah darin einen öffentlichen Aufruf zu Gewalt, Friedensbruch und Bigotterie. Auch Julie Barnes wurde jetzt vor dem Obersten Gerichtshof freigesprochen.
Sie führte den Prozess auch stellvertretend für andere Oppositionelle im Land
Die Argumentation des Antikorruptionsgerichtshofs in der Hauptstadt Harare, der im September das Urteil fällte, sei fehlerhaft gewesen, entschied der Richter des Obersten Gerichtshofs, Happious Zhou. Die Plakate, die Dangarembga und Barnes während der Demonstration getragen hätten, seien weder obszön noch beleidigend, missbräuchlich oder bedrohlich gewesen.
In einem ersten Statement bedankte sich Dangarembga bei ihren Anwälten und zeigte sich "ermutigt" davon, dass der Oberste Gerichtshof die Gesetze des Landes achte. Gleichzeitig nutzte sie die Gelegenheit, auf andere Simbabwer aufmerksam zu machen, die wegen ähnlicher Vergehen zum Teil seit Monaten im Gefängnis sitzen und deren Verfahren noch anhängig seien. Die Hoffnungen auf eine gerechtere Zukunft in Simbabwe ruhten auf den Schultern der aufrechten Bürger, schloss Dangarembga.
Die ursprüngliche Verurteilung hatte international Protest ausgelöst. Sowohl Amnesty International als auch Human Rights Watch verurteilten den "Anschlag auf die Meinungsfreiheit". Cornelia Zetzsche, die Vizepräsidentin des Schriftstellerverbands PEN Deutschland, sprach von einem "aufreibenden Verfahren mit manipulierten Beweisstücken und falschen Zeugenaussagen".
Der Antikorruptionsgerichtshof, der die beiden Frauen in erster Instanz verurteilt hatte, untersteht direkt Präsident Emmerson Mnangagwa. Als Mnangagwa 2017 die Macht übernommen hatte, hofften die Menschen seines Landes nach dem Jahrzehnte währenden repressiven Regime von Robert Mugabe auf Reformen. Doch es änderte sich wenig. Stattdessen richtete Mnangagwa Sondergerichte ein, die ihm persönlich unterstehen. Diese beschäftigen sich nun - wie im Fall Dangarembga und Barnes - zunehmend mit der Aburteilung von Regimekritikern.
Dangarembga und Barnes waren gegen das ursprüngliche Urteil vorgegangen, obwohl es auch in eine Verschärfung des Strafmaßes hätte münden können. Dangarembga hätte auch in Deutschland bleiben können, wo ihre Kinder leben, aber sie reiste für das Verfahren persönlich an, auch im Namen der anderen Oppositionellen, für die sie den international viel beachteten Prozess nicht zuletzt stellvertretend führte.