Süddeutsche Zeitung

Tschechien:Staňek will zurücktreten

Von Viktoria Großmann

Der tschechische Kulturminister Antonín Staněk soll zum Monatsende zurücktreten. Das Ressort müsse zur Ruhe kommen und brauche neue Impulse, sagte sein Parteichef, der sozialdemokratische Innenminister Jan Hamáček. Staněk hatte kurz vor Ostern die Direktoren der Nationalgalerie in Prag, Jiří Fajt, und des Kunstmuseums in Olomouc, Michal Soukup, entlassen. Offiziell wegen Buchhaltungsfehlern. Kritiker warfen ihm vor, einen Wunsch des Präsidenten Miloš Zeman zu erfüllen. Mehr als 35 Museumsleiter aus aller Welt hatten sich hinter Fajt gestellt. In Tschechien hatten Kulturschaffende 7393 Unterschriften für den Rücktritt Staněks gesammelt. Bei der Eröffnung der Biennale in Venedig protestierten Künstler vor dem Landespavillon. Unter der Führung von Fajt hatten sich die Besucherzahlen der Prager Nationalgalerie fast verdoppelt. Er hatte etwa Gerhard Richter, Katharina Grosse und Ai Weiwei für Ausstellungen gewonnen. Seine Kündigung sei ein Schock gewesen, sagt Jiří Fajt, der sich danach in seine zweite Heimatstadt Berlin zurückgezogen hatte. Viele Projekte seien seither abgesagt worden, Sponsoren und Partner der Nationalgalerie hätten sich zurückgezogen. "Ich bin passiver Zeuge des Niedergangs der Nationalgalerie geworden", sagt Fajt. An die Abberufung Staněks glaubt er noch nicht. "Ich glaube, dass Zeman es nicht akzeptiert." Es liegt beim Präsidenten, Minister zu ernennen und zu entlassen. Das Wochenmagazin Respekt bezeichnet Staněk, der seit Juni im Amt war, als den schlechtesten von 16 Kulturministern in der Geschichte der Republik. Er habe weder Sachverstand noch Interesse mitgebracht.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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