Trumps verwehrter HandschlagBloß nicht schütteln!

Lesezeit: 2 Min.

Merkel hätte Trump ja die Hand gegeben. Aber der versteckt seine Hände zwischen den Knien.
Merkel hätte Trump ja die Hand gegeben. Aber der versteckt seine Hände zwischen den Knien. (Foto: dpa)

Trumps Weigerung, Kanzlerin Merkel die Hand zu geben, zeigt die diplomatische Bedeutung eines Handschlags.

Von Carolin Gasteiger und Oliver Das Gupta

War Donald Trump etwa bewaffnet? Aus anthropologischer Sicht zumindest hätte das erklären können, warum der US-Präsident Bundeskanzlerin Merkel bei deren Besuch in Washington nach einer Aufforderung durch Journalisten den Handschlag verweigerte.

Vor Fotografen sitzt auf der einen Seite Merkel, die mütterlich, aber eher verständnislos lächelt, auf der anderen Seite Trump, der wie ein beleidigter Junge die Hände zwischen den Knien zusammendrückt.

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Wir reden von einem Höflichkeitsritual, das bis in die Antike zurückreicht und dessen Vorstufe das Winken war. Wer seinem Gegenüber mit offener Hand begegnet, zeigt, dass er weder bewaffnet noch streitsüchtig ist. In geschäftlichen oder diplomatischen Beziehungen signalisiert der Handschlag Gesprächsbereitschaft und besiegelt Abmachungen oder Verträge. Immer wieder kommt es zwischen Politikern zum "historischen Handschlag". Aber mit der Kunst des Händeschüttelns beschäftigen sich inzwischen ganze Berufssparten.

Wobei allein das Schütteln schon ein Fauxpas ist. Hände schütteln sollte man nie. Vielmehr geht es um den optimalen Händedruck. Und der sieht so aus: Beide halten ihre Hände gerade, so dass keiner den anderen dominieren kann. Optimaler Körperabstand: mittel. Optimale Armhaltung: angewinkelt. Blick in die Augen. Und drücken, idealerweise drei Sekunden lang.

Von diesem Händedruck ist Donald Trump seit Amtsantritt jedoch weit entfernt. Mal schüttelt er (Fauxpas!) die Hand des japanischen Premiers Abe ganze 19 Sekunden lang, wohl unwissentlich, dass das in Asien einer groben Unhöflichkeit gleichkommt. Mal streckt er dem kanadischen Premier so ungelenk die Hand entgegen, dass Trudeau entgeistert zurückweicht. Und Merkel gibt er die Hand bei dem Fototermin gar nicht. (Der Vollständigkeit halber muss man ergänzen, dass die beiden sich bei der Ankunft Merkels und später auf der Pressekonferenz die Hand reichten)

Der amerikanische Rechtswissenschaftler Ryan Calo fühlt sich an eine Szene erinnert, bei der Merkel erfolglos versucht hat, einem Roboter die Hand zu reichen. Das New York Magazine schreibt, Trump wirkte "sehr unbeholfen" dabei, Merkel die Hand nicht zu geben. Immer wieder wird auf die psychologische Komponente von Trumps verweigertem Handschlag verwiesen. "Er konnte ihr nicht in die Augen schauen", twittert der britische Schriftsteller Matt Haig. Und die New York Times stellt trotz aller späteren Konsensbemühungen zwischen Trump und Merkel fest: "Welten trennen sie in Stil und Politik." Trump und Merkel, das sind Antipoden dieser Tage.

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Immerhin eine Theorie lässt sich ziemlich sicher ausschließen. Auch strenggläubige Muslime verweigern Frauen den Handschlag, aus religiösen Gründen. Aber das würde ja dann bedeuten, dass Trump ... nein. Dann wäre er nämlich Muslim. Und das dürfte in der Welt des US-Präsidenten schlimmer sein, als eine Waffe zu tragen.

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Seite Drei über Merkel und Trump
:Die Nüchterne und der Hitzkopf

Ihr erster Eindruck: "Sehr gut. Freundlicher Empfang. Gute Gelegenheit." Seiner: "Great". Eine deutsche Kanzlerin, ein amerikanischer Präsident, und ein alternativloser Besuch.

SZ PlusVon Nico Fried und Hubert Wetzel

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