"Trumbo" im Kino:Hexenjagd in Hollywood

"Trumbo" im Kino

"Es waren böse Zeiten": Der legendäre Drehbuchautor Dalton Trumbo (Bryan Cranston) trotzt dem Schreibverbot.

(Foto: Paramount/dpa)

"Trumbo" erzählt, wie die brutale Kommunistenhatz der McCarthy-Ära das Showgeschäft spaltete. In der Hauptrolle: Bryan Cranston aus "Breaking Bad".

Filmkritik von Susan Vahabzadeh

Wenn Dalton Trumbo sich für etwas entschieden hatte, dann zog er es auch durch. Das ist der rote Faden, der sich durch Jay Roachs Film "Trumbo" zieht: Wie unnachgiebig der Mann sein konnte, auch mit sich selbst.

Dalton Trumbo war der prominenteste der "Hollywood Ten", jener zehn Autoren und Regisseure, die 1947 vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe zitiert wurden, um befragt zu werden, ob sie kommunistische Inhalte in ihre Filme eingeschmuggelt hätten - und ob sie Parteimitglieder wären. Vor allem aber sollten sie andere der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei bezichtigen, was nicht mal verboten war.

Die Hollywood Ten verweigerten die Aussage und landeten erst im Gefängnis und dann auf der schwarzen Liste. Sie durften für keine Filmfirma mehr arbeiten, die Mitglied war der Motion Picture Association of America. Trumbo hat sich nicht kleinkriegen lassen - er hat sogar zwei Oscars gewonnen, während er auf der schwarzen Liste stand, 1953 für "Ein Herz und eine Krone" mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, 1956 für "Roter Staub". Die Trophäen nahmen damals Strohmänner entgegen.

Oscarnominierung für Bryan Cranston als Trumbo

Diese Geschichte erzählt nun Jay Roach in "Trumbo", der vorher eher Komödien gemacht hat, beispielsweise "Austin Powers". Bryan Cranston, der Walter White aus der Fernsehserie "Breaking Bad", spielt Dalton Trumbo: grimmig und fast ein bisschen ironisch. Er hat dafür eine Oscarnominierung bekommen, dafür, wie er den bärbeißigen Sturkopf mit Charme ausstattet.

Der lebt mit seiner Frau Cleo (Diane Lane) und den Kindern auf einer Ranch. Viel bodenständiger als seine Freunde, Edward G. Robinson beispielsweise, der ein großer Star ist und zum Austausch roten Gedankenguts in einen mit Kunst vollgestopften Salon lädt. Als die Vorladungen kommen, verkauft Robinson, selbst nicht betroffen, den van Gogh an der Wand, um die Anwälte zu bezahlen. Aber dann wird das Klima rauer.

Wer sympathisiert, arbeitet nicht. Trumbo bleibt nichts anderes übrig, als im Akkord die Drehbücher für B-Movies zu schreiben und unter falschem Namen zu verkaufen, um seine Familie durchzubringen. Er organisiert ein Netzwerk von verfolgten Autoren, die mitmachen, spannt die Familie ein, schreibt sich selbst die Finger wund, zur Not noch in der Badewanne - er ist Drehbuchautor und will nicht aufgeben.

Politisches Kräftemessen unter Superstars der damaligen Zeit

Es wird dann ein politisches Kräftemessen unter Superstars der damaligen Zeit. Auf der Seite der Jäger ist John Wayne die Leitfigur, die freie Rede verteidigen Gregory Peck, Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Das Meiste, was Roach erzählt, ist so belegt - manchmal fasst er mehrere Figuren in einer zusammen. Der Film zieht sich dann aber mehr und mehr in die Familie Trumbo zurück und zeigt, was die soziale Ächtung im Privaten bedeutet.

John Goodman als Trash-Film-Produzent

Manches in "Trumbo" ist sehr unterhaltsam - besonders die Szenen mit John Goodman und Helen Mirren. Goodman hat einen komischen Auftritt als Trash-Film-Produzent King, der sowieso nicht mit den Großen Golf spielt und sich deshalb den Luxus erlaubt, den Abgesandten des Komitees, der ihm verbieten will, Trumbo zu beschäftigen, mit dem Baseballschläger aus seinem schäbigen Büro zu vertreiben. Und Mirren spielt, mit diabolischer Lust, die Kolumnistin Hedda Hopper, die die Hexenjagd in Hollywood befeuerte, sogar aktiv eingriff.

Das ist eine großartige Szene, eine der besten im Film: Dame Helens Hedda ist im Büro eines Studio-Bosses, und die Fassade bröckelt - man erkennt, wie sie die Macht über andere auskostet, um ihre eigene Ohnmacht zu bekämpfen, die Erinnerung daran, ein Starlet gewesen zu sein, das jeder auf die Besetzungscouch zerren wollte. Da ist der Film dann ein bisschen mehr als die Biografie eines Mannes, über den man heute nicht mehr streiten kann.

Sonst ist er das leider nicht. Es ist ausgesprochen lustig mitanzusehen, wenn Kirk Douglas und Otto Preminger 1960 die schwarze Liste vernichten, bloß weil der Erste, der Trumbo als seinen Drehbuchautor nennt (Preminger bei "Exodus", Douglas bei "Spartacus") das Alpha-Männchen ist. Aber das erzählt nicht viel über eine Gesellschaft, die sich im Denunziationsmodus verfangen hat. Das macht ein Film wie George Clooneys "Good Night, and Good Luck", der die damalige Kommunistenhatz am Beispiel des unbeirrbaren Fernsehjournalisten Edward Murrow verhandelt, beispielsweise sehr viel genauer.

Das finsterste Kapitel für Hollywood

Die McCarthy-Ära, benannt nach jenem Senator, der in Washington federführend war bei der Verfolgung allen linken Gedankenguts, ist für Hollywood so ziemlich das finsterste Kapitel überhaupt, und manches ist bis heute umstritten; wie steht Hollywood zu einem wie Elia Kazan ("Endstation Sehnsucht"), der ein großer Filmemacher war - aber vor dem Komitee gegen Kollegen ausgesagt hatte? Daran scheiden sich die Geister; und solche schmerzlichen Fragen kommen hier nicht vor. Roach bleibt konsensfähig.

Als Dalton Trumbo wieder in Ehren aufgenommen war in der Gemeinde, zehn Jahre nach "Spartacus" und "Exodus", hielt er eine Rede bei der Gewerkschaft der Drehbuchautoren, der Abend kommt auch im Film vor. Trumbo sagte damals: "Es waren böse Zeiten, und keiner hat sie überlebt, ohne vom Bösen berührt zu werden, auf beiden Seiten nicht." Weise Worte, eines großen Autors würdig.

Trumbo, USA 2015 - Regie: Jay Roach. Drehbuch: John McNamara.Kamera: Jim Denault. Mit: Bryan Cranston, Diane Lane, Helen Mirren, Elle Fanning, John Goodman. Paramount, 124 Minuten.

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