Das Triell - eine Theaterrezension:"Es wird kein Funken von uns zu Ihnen überspringen"

Chancellor Candidates Meet For 2nd 'Triell' Televised Debate

Im Sprechstück, heißt es bei Handke, könne es keine Handlung geben, weil ja nur geredet werde: Scholz, Baerbock und Laschet beim TV-Triell.

(Foto: Getty Images)

Schlagabtausch, Entscheidungsdebatte und ähnliche Aufregungsbegriffe: Wenn ein Triell schon keine Handlung hat, muss man es wenigstens laut ankündigen.

Theaterkritik von Kurt Kister

Im Sinne Peter Handkes war das Ding am Sonntagabend ein Sprechstück. "Die Sprechstücke sind Schauspiele ohne Bilder", erklärt Handke, "insofern, als sie kein Bild von der Welt geben." Das schrieb Handke 1966 in einer Bemerkung zu seinem Sprechstück "Publikumsbeschimpfung". "Die Sprechstücke bedienen sich der natürlichen Äußerungsform der Beschimpfung, der Selbstbezichtigung, der Beichte, der Aussage, der Frage, der Rechtfertigung, der Ausrede, der Weissagung, der Hilferufe." Etwas anderes gab es bei dem Ding am Sonntagabend auch nicht, obwohl die Kategorie der Selbstbezichtigung fehlte. Dafür war die Kategorie der Weissagung stärker vertreten, auch wenn die sich beim Sprecher Laschet manchmal wie ein Hilferuf ("Bundeskanzler des Vertrauens") und beim Sprecher Scholz wie eine Ausrede (Cum-Ex, nix falsch gemacht) anhörte.

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