Tretjakow-Galerie in Moskau:Unberechenbar wie die Vergangenheit

Patriotismus in seiner schönsten Form: Die Moskauer Tretjakow-Galerie, Russlands größte Kunstsammlung, erlebt mit ihrer neuen Direktorin einen zeitgemäßen Boom.

Von Sonja Zekri

Die brisanteste Frage stellt sich den Besuchern gleich am Anfang der Ausstellung, und eigentlich müssten sie danach sofort nach Hause gehen, um darüber nachzudenken, wie das nun ist mit dem geliebten Russland, der Macht und dem Volk - also ihnen. Die brisanteste Frage, die mitten hineinführt in den frischen Aufstieg der berühmtesten Sammlung russischer Kunst, aber auch in all die Verdruckstheiten der Erinnerung an die Oktoberrevolution, lautet folgendermaßen: Trägt die Kunst von 1917 eine Mitverantwortung für die Verklärung des russischen Volkes, seiner ach so reinen Seele, die es den Ideologen bis heute erlaubt, jede Untat im Namen "des Volkswillens" zu begehen? Oder, kürzer: Haben die Künstler das Volk erst entrückt, damit es die Macht danach sehr real in den Dreck treten kann?

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