Trends:Schluss mit lustig

Der Weltmarkt wird für Hollywood immer wichtiger - und die einst so beliebten amerikanischen Komödien zünden im Ausland immer weniger.

Von David Steinitz

Die Komödie gilt im Filmgeschäft als bodenständiges, aber zuverlässiges Genre, um Zuschauer anzulocken. Sie lässt sich vergleichsweise preiswert produzieren und hält sich oft besonders lang in den Kinos, während die großen Action-Blockbuster oft schon nach ein, zwei Wochen vom nächsten Konkurrenten abgelöst werden.

Auch für die großen Hollywoodstudios waren Komödien immer eine der wichtigsten Erfolgssäulen, was sich mit der Kinobilanz des Jahres 2016 aber ändern könnte. In Hollywood gilt derzeit eine Genre-Dreifaltigkeit, die besagt: Geld verdienen kann man im Kino mit teuren Superheldenfilmen, mittelteuren Animationsfilmen und billigen Horrorfilmen. Alle anderen Genres? Reines Glücksspiel.

Trotz dieses Mantras wurden in den letzten Jahren noch diverse Komödien gedreht, weil Gelegenheitserfolge wie "Hangover" weltweit viel Geld einspielten. Jetzt aber scheint vorerst Schluss mit lustig zu sein. Auf dem American Film Market in Santa Monica, der in der letzten Woche zu Ende ging, blieben viele amerikanische Verleiher und Produktionsfirmen auf ihren Komödien sitzen, wie der Hollywood Reporter berichtet. Ausländische Einkäufer, die sich früher überboten haben, um die Auslandsrechte für Humor made in USA zu erwerben, wollen plötzlich kaum noch neue Werke kaufen. Und zwar, weil ihre Kunden in Europa oder Asien fast keine Kinotickets mehr für Komödien kaufen, sondern fast ausschließlich für teure Superheldenfilme, mittelteure Animationsfilme und billige Horrorfilme.

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Nun war es den Verantwortlichen in Hollywood bis vor Kurzem vollkommen wurscht, was die Asiaten oder die Europäer wollten, weil der amerikanische Kinomarkt selbst so stark war, dass über Erfolg oder Nichterfolg vor allem anhand der Einspielergebnisse an den US-Kinokassen entschieden wurde. Aber auch hier markiert das Jahr 2016 einen Wendepunkt. Die großen Filmstudios haben endgültig eingesehen, dass sie nur dann konkurrenzfähig bleiben können, wenn sie Filme nicht ausschließlich am Geschmack des heimischen Publikums messen. Dieses Umdenken könnte man den "Warcraft"-Effekt nennen. Der Fantasyfilm von Duncan Jones ist das krasseste Beispiel in diesem Jahr, wie stark der US-Markt an Bedeutung verliert. "Warcraft", so rechnet die Zeitschrift The Atlantic vor, spielte weltweit 433 Millionen Dollar ein - aber nur zehn Prozent dieses Umsatzes wurden in den USA gemacht. Auch andere US-Blockbuster wie die Disneyfilme "Zootopia" und "The Jungle Book" oder das Superheldenspektakel "Batman v. Superman" spielten den Großteil ihres Gewinns im Ausland ein.

Nur bei Komödien verhält sich der Trend genau andersherum. Der Film "Dating Queen" zum Beispiel war im vorigen Jahr in den USA ein Riesenhit und brachte mehr als 100 Millionen Dollar ein. Aus dem Rest der Welt flossen aber lediglich maue 30 Millionen Dollar zurück. Je weniger amerikanische Komödien im Ausland gefragt sind, und je mehr die US-Studios sich am Ausland orientieren, desto schlechter wird es künftig also für amerikanische Comedy-Macher aussehen.

Weil Hollywood aber nicht Dogmen, sondern Zyklen gehorcht, könnte der Trend in ein paar Jahren wieder vorbei sein. Wenn zum Beispiel die Superheldenblase platzt und zeitgleich ein kleiner Überraschungserfolg aus dem Independentkino beweist, dass man mit Comedy sehr günstig sehr viel Geld machen kann.

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