Wer seine Duette mit Wilson Pickett, Aretha Franklin und Janis Joplin aus den Jahren 1969/70 ansieht, der versteht, was diesen Sänger auszeichnet: Einerseits kann seine Stimme an Beweglichkeit und Exaltiertheit durchaus mithalten. Er ist viel mehr als nur ein Balladensänger. Andererseits geht Tom Jones nie bis zu Äußersten: Er dreht nicht durch. Die Erscheinung wirkt bei allem Sex-Appeal leicht tapsig. Eben dieses Ungelenke ist es, das Verbleiben im Show-Korsett des Unterhaltungskünstlers, was ihn gerettet hat und was ihm heute im Alter - trotz Sonnenbank und plastischer Chirurgie - seine eigene Würde bewahrt hat: Er ging nie den Weg des selbstzerstörerischen Rockstars. Unzählige Drinks, aber keine Drogen; unzählige Affären, aber keine Scheidung von seiner Frau, mit der er seit 1957 verheiratet ist. "The road leads always back to you", sang er vor zwei Jahren. Das also dürfte in etwa das Rezept des Tom Jones sein: eine naturgewaltige Stimme, männliche Ausstrahlung, Professionalität, eine duldsame Ehefrau und eine starke Leber.
Tom Jones bei einem Konzert in der Bremer Stadthalle.