Süddeutsche Zeitung

Zum Tod von Prince:Genie, Ikone, Rebell

Durchströmt von Energie: Prince war ein globaler Superstar. Sein Einfluss auf die Welt des Pop ist kaum zu überschätzen. Ein Nachruf.

Von Julian Dörr

Man mag es einfach nicht glauben. 2016, ein offenbar hinterhältiges, fieses Jahr, hat dem Pop viel zu früh einen weiteren großen Helden genommen. Prince, der Sänger, Gitarrist und Schauspieler, ist tot. Sein Agent bestätigte der Nachrichtenagentur AP, was eine Klatschseite im Netz wenige Minuten zuvor am Donnerstagabend gemeldet hatte. Demnach wurde der große Popstar tot in seinem Haus in Minnesota aufgefunden. Mit Alben wie "Purple Rain" und "1999" war der exzentrische Musiker in den achtziger Jahren zu einem Superstar geworden.

Mit 17 begann seine Karriere - mit 19 verdiente er die erste Million

Prince wurde als Prince Rogers Nelson am 7. Juni 1958 in Minneapolis geboren. Sein Vater war ein Jazzmusiker, ein Schwarzer, seine Mutter eine weiße Sängerin. Prince' Karriere begann mit 17. Es sollte eine der produktivsten und erfolgreichsten der gesamten Popgeschichte werden. Nur zwei Jahre später bekam der 1,58 Meter kleine, große Star schon einen Vertrag beim Musikriesen Warner, für eine Million Dollar. Die Summe war im Popgeschäft damals noch unglaublicher als heute, eine Sensation.

1978 erschien mit "For You" das Debütalbum von Prince. Schon auf dieser frühen Platte trat der Gitarrengroßmeister als umfassendes Genie in Erscheinung: Der junge Künstler schrieb sämtliche Texte und Arrangements, spielte alle Instrumentalparts ein. Und obendrein sang und produzierte er auch noch selbst.

Der internationale Durchbruch gelang Prince im Jahr 1984 mit dem Album "Purple Rain" und dem gleichnamigen Song, bis heute ein Ohrwurm. Allein in den USA spielte die Platte 80 Millionen US-Dollar ein, die Single "When Doves Cry" wurde zum meistverkauften Poptitel des Jahres.

In seiner Musik verschmolz Prince hemmungslos und virtuos verschiedene Stile. Er nahm Anleihen beim Rock, R'n'B, Soul, Jazz und natürlich beim Funk und kombinierte die Einflüsse zu einer unverschämt eingängigen Mischung. Das Ergebnis war - und ist - überbordende Energie, die seine Songs durchdringt, die von ihnen ausströmt.

Ein Freund von Frivolitäten und Schlüpfrigkeiten

Auch in sexueller Hinsicht: Einige seiner Verse wurden in den USA als jugendgefährdend gekennzeichnet. Prince war in seinen Texten und Inszenierungen ein Freund von Frivolitäten und Schlüpfrigkeiten. Sich selbst inszenierte er gerne als geheimnisvoller Außenseiter und Rebel. Im Film "Purple Rain" spielte er einen in Rüschen gekleideten Macho, der mit aller Macht versucht, den Durchbruch als Musiker zu schaffen - letzten Endes er selber.

Prince selbst war bereits in den späten Achtzigern zum globalen Superstar geworden. Der Erfolg hielt ihn nicht davon ab, zahlreiche weitere Platten zu produzieren und mit vielen von ihnen Experimente einzugehen. Mehrfach änderte er seinen Namen, unter anderem in ein Symbol, Medien reagierten halbironisch mit dem Akronym Tafkap: "The Artist Formerly Known As Prince". Nie suchte er den Konsens mit dem Mainstream, nie biederte er sich an. Das Ergebnis waren einerseits zahlreiche Konflikte mit seiner Plattenfirma. Als einer der ersten Künstler legte er sich mit den mächtigen Firmen auch an, um sein geistiges Eigentum zu verteidigen.

Andererseits wurde Prince ausgerechnet mit dieser Strategie zu einem der größten Mainstream-Stars aller Zeiten. Mit sieben Grammy Awards, einem Golden Globe und einem Oscar zählt Prince zu den erfolgreichsten und meistverkauften Künstler aller Zeiten. Auch nach seinem Tod wird sein Sound kaum verschwinden. Sein Einfluss auf andre Künstler ist kaum zu überschätzen. Von Tina Turner bis Alicia Keys prägte der Popstar ganze Generationen erfolgreicher Sänger und Sängerinnen.

In den vergangenen Wochen kämpfte der Musiker mit einer Grippe, er ließ sich im Krankenhaus behandeln, zuletzt hatte er zwei Konzerte absagen müssen. Die genaue Todesursache ist bislang unklar. Der Sänger, Gitarrist und bunte Alleskönner des Pop wurde 57 Jahre alt.

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Quelle:
SZ vom 22.04.2016/jly
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