Süddeutsche Zeitung

Tipps für die 87. Oscarverleihung:Brautstrauß-Werfen mit Chuck Norris

  • Vor der 87. Verleihung der Academy Awards zittert Neil Patrick Harris: Wie kann er die Show unterhaltsam gestalten?
  • Mit ihrem "spontanen" Gruppenfoto hat Ellen DeGeneres im vergangenen Jahr den Moment der Show geliefert.
  • Was folgt wohl in diesem Jahr auf den Oscar-Selfie? Ein paar Vorschläge für den Moderator aus der SZ-Redaktion.

Chuck Norris als Sidekick

Eigentlich braucht Chuck Norris keine Erklärung. Andererseits: Ehre, wem Ehre gebührt. In diesem Sinne: Wer wäre besser geeignet, das Publikum vor dem qualvollen Tod durch Langeweile zu bewahren, als der Mann, der noch alles gerettet hat? Man stelle sich das nur vor: Chuck Norris, mit barem ölglänzenden Oberkörper und Lederweste, als ständige schweigsame Präsenz auf der Bühne - das wäre lustiger als jeder bemühte Witz des Moderators. Und wenn mal wieder einer der Preisträger seine Redezeit mit Danksagungen an die Schwester des Cousins dritten Grades überzieht - zack, ein platzierter Roundhouse-Kick, und die Schnarchnase ist von der Bühne gefegt. Da bekommt der Begriff "Sidekick" eine ganz neue Bedeutung. Aber nichts weniger ist von Chuck Norris zu erwarten.

Johanna Bruckner

Überraschungsgäste

Selfie hin oder her: Warum die neuen technischen Möglichkeiten nicht für etwas Sinnvolles nutzen? Neil Patrick Harris könnte per Skype Gäste zuschalten, mit denen wirklich niemand gerechnet hätte. Wie Woody Allen, der etwa schon 24 Mal für den Oscar nominiert war, aber nie persönlich erscheinen konnte. Weil er in New York noch Klarinette üben musste - oder so ähnlich.

In diesem Jahr böte sich Edward Snowden als Skype-Teilnehmer an. Der sitzt zwar in Moskau fest, würde sich aber bestimmt allzu gern als "Citizenfour" feiern lassen. Laura Poitras' gleichnamiger Film hat beste Chancen, den Oscar für die beste Dokumentation abzuräumen. Wenn Neil Patrick Harris also Snowden (fast) persönlich auf der großen Leinwand begrüßen könnte, hätte er bei seinem Debüt auf der Oscar-Bühne schon gewonnen.

Paul Katzenberger

Pfeffer in die Laudatio

Jede Oscar-Laudatio klingt gleich. Gleich aufgesetzt. "Er ist einer der ganz Großen", "Du hast uns etwas ganz Besonderes beschert" oder so ähnlich. Wie laaangweilig. Warum nicht mal ein bisschen Pfeffer reinbringen und über die Preisträger ordentlich vom Leder ziehen? Wer einen Oscar gewinnt, kann ruhig auch ein paar derbe Sprüche vertragen.

Nach dem Comedy-Central-Format "The Roast of ..." könnte Meryl Streep von Angelina Jolie zu hören kriegen, dass sie als Hexe in "Into the Woods" nun nach 19 Nominierungen endlich ihre Paraderolle gefunden hätte - und warum sie darauf nicht schon eher gekommen sei. John Travolta könnte Michael Keaton fragen, ob er jetzt vorhabe, sich, mit dem Oscar in der Tasche, erneut jahrelang aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und ob dahinter denn Strategie stecke. Das würde nicht nur die Gala lockerer machen, sondern auch die Laudatoren. Na gut, die Gewinner müssten ein wenig einstecken - aber werden genug bejubelt. Vielleicht färbt so eine Laudatio mit Schmackes auch auf die eine oder andere Dankesrede ab. In denen folgen bekanntlich ja noch mehr aufgesetzte Plattitüden, wie im aktuellen SZ-Magazin steht. Ein bisschen Pfeffer kann nie schaden.

Carolin Gasteiger

Kalt erwischt

Exakt nachdem der britische Nachwuchsstar Eddie Redmayne den Oscar gewonnen hat, rollt der Mann ins Rampenlicht, den er in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" spielen durfte: Superdenker Stephen Hawking. Der bittet alle verfügbaren Stars in den ersten Reihen, auf die Bühne zu kommen und für ein gemeinsames Foto gegen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zu posieren, die heimtückische Krankheit, die Hawking selbst an den Rollstuhl gefesselt hat. Seiner flehenden Computerstimme kann keiner wiederstehen, bald bauen sich alle zum größten Gruppenfoto der Oscargeschichte auf.

Nur Hawking selbst rollt heimlich davon und betätigt dann mit dem Mund eine Fernbedienung. Mit den 3,5 Tonnen Eiswasser, die danach von sehr hoch oben auf Bühne donnern, hätte man rechnen können. Hat man aber nicht.

Tobias Kniebe

Einfach tierisch

Die Oscar-Gala nutzt ja eigentlich alle Mittel, die es traditionell so gibt, um den Menschen Freude und Rührung einzugeben: erhabene Orchestermusik, Tränen auf der Bühne, die Erwähnung von Eltern, Ehepartnern und wundervollen Kindern. Nur auf eines der effizientesten Mittel haben die Produzenten der Show unerklärlicher Weise immer verzichtet: auf Tiere.

Dabei könnte es so schön sein. Ein paar dressierte Otter, die Doppelgänger-Tiere von Benedict Cumberbatch, könnten ihn als Entourage auf dem Weg zur Bühne umtrippeln. Ein Grizzly-Bär Reese Witherspoon zum Trost die Wange lecken, wenn sie für ihr Outdoor-Drama "Wild" doch keinen Oscar gewinnt. Und wie toll sähe es aus, wenn ein Schwarm Vögel aufstiege, sowie die Laudatoren den Preisträger-Umschlag für den besten Film öffneten. "Birdman" bräuchten sie da gar nicht mehr sagen.

Kathleen Hildebrand

Brautstrauß-Werfen

Die Tradition des Brautstrauß-Werfens sollte als großes Finale auch bei der Oscar-Show eingeführt werden. Moderator Neil Patrick Harris schmeißt zum Schluss eine symbolische Oscar-Statuette über seinen Rücken ins Auditorium - und wer sie fängt, kann sie als gutes Omen für einen richtigen Preisgewinn im nächsten Jahr nehmen.

Nur müssen sich all die übergangenen Stars natürlich erst mal um sie prügeln. Sollte Bradley Cooper also in diesem Jahr wieder leer ausgehen, muss er nur ein paar unbedeutende Nebendarstellerinnen zur Seite schubsen, Brad Pitt mit einem Kinnhaken aus dem Weg schaffen und vielleicht noch Leonardo DiCaprio ein Bein stellen - dann ist ihm das Oscar-Glück 2016 gewiss.

David Steinitz

Essbare Oscars

Ein Augenschmaus war die goldene Oscar-Statue ja schon immer: nicht zu übersehen, dieser strahlende Astral-Männerkörper aus Nickel, Kupfer und Silber, insbesondere wegen seines Goldüberzugs. Doch was wäre, wenn man den Oscar nicht nur äußerlich, sondern vor allem von innen "kostbar" machte?

Eine gewisse optische Ähnlichkeit zu Schoko-Osterhasen in Goldfolie besteht schon mal. Und da ein paar Gramm mehr auf den Rippen so einigen Hollywood-Stars ganz gut tun würden, wäre diese schokoladige Art der Zwangsernährung wohl ausnahmsweise sogar gesund. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Goldfolie gar nicht erst abgepuhlt und die Schokolade darunter vergammeln würde - genau wie alle Jahre wieder beim Schoko-Osterhasen.

Alexandra Perlowa

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2359919
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/feko/lala
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.