Tina Turner:Die Königin wird 80

Tina Turner bei einem Fototermin zum Musical "Tina - Das Tina Turner Musical" 2018. (Foto: dpa)

Tina Turner feiert Geburtstag. Ihr Welthit "River Deep - Mountain High" ist ein Gesamtkunstwerk aus Liebesinbrunst und Mörderstimme - das allerdings unter Qualen entstanden ist.

Von Willi Winkler

Die Welt ist schlecht, und darum muss es ausgesprochen werden: Einem späteren Totschläger verdankt Tina Turner ihren Ruhm, einem Frauenschläger ihre Karriere. Phil Spector hat mit ihr "River Deep - Mountain High" aufgenommen, ein Gesamtkunstwerk aus Liebesinbrunst und Mörderstimme, um das ihn Richard Wagner beneidet hätte, und diese Stimme kam aus dem Körper von Anna Mae Bullock, geboren im rassistischen Nutbush im Bundesstaat Tennessee. Ike Turner entdeckte sie, gab ihr den Namen Tina, machte sie zu seiner Frau und berühmt, prügelte sie. Sie sang.

Dann wurde sie von Spector ins Studio geholt, der sie bloß quälte. Angeblich ließ er sie das Stück stundenlang singen, bis sie schweißdurchtränkt war. Sie schrie, sie flehte, sie jubelte über diese berghohe, flusstiefe Liebe, und die Welt sollte glauben, dass sie ihren Mann meinte. In allen Stadien dieser Welt hat sie gesungen, jeder durfte sich einbilden, sie sei sein "Private Dancer". Mick Jagger hat ihren Tanzstil abgeschaut, aber ohne Tinas Beine ist er nur die Hälfte wert. Ihr Leben zwischen Phil und Ike wurde verfilmt; am Broadway läuft eine Tina-Oper. Die Männer hat sie überlebt: Spector sitzt im Gefängnis, Ike ist tot. Irgendwann, aber da gelten mildernde Umstände, ist sie Buddhistin geworden. Heute wird sie 80. Alle Rock-Monarchisten huldigen ihrer Königin.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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