"Tim und Struppi": Auktion in Paris: Im Reich des großen Geldes

Ist das Millionen wert? Versteigert wurde die originale Tuschezeichnung (rechts) für das Titelblatt von "Tintin en Amerique" (Tim in Amerika).

(Foto: Hergé/TintinImagonatio 2023/Artcurial/dpa)

Zwei Millionen Euro für ein Comic-Titelblatt: Was fasziniert Menschen so sehr an "Tim und Struppi"? Über die Sehnsucht nach Objekten der Pop-Kultur und die Gier nach Gewinnen.

Die Sensation und der zuvor von den Auguren beschworene neue Weltrekord für ein Comic-Original ist ausgeblieben. Nach nicht einmal zwei Minuten Bietergefecht fiel im Pariser Auktionshaus Artcurial der Hammer bei 1,7 Millionen Euro (zzgl. 20 Prozent Aufgeld) für die Originalzeichnung des Titelmotivs von "Tim in Amerika". Nicht einmal der Schätzpreis von 2,3 bis 3,2 Millionen war damit erreicht. So bleibt der Weltrekord von 3,2 Millionen bestehen, der vor ziemlich genau einem Jahr für eine andere, sechs Jahre früher entstandene Zeichnung von Hergé bezahlt wurde, eine Vorstudie für das Cover des "Tim"-Albums "Der Blaue Lotus". Sollten ein Jahr Krieg in Europa, die Rezession und anhaltende Spannungen zwischen China und den USA auch ihre Spuren auf dem globalen Auktions- und Spekulationsmarkt hinterlassen haben? Einem Markt, der ungeachtet jeder Bankenkrise oder Pandemie immer nur eine Richtung kannte: nach oben? Immerhin handelt es sich beim dem versteigerten Blatt um eines der ikonisch gewordenen Titelmotive, in tadellosem Zustand und aus einer Zeit, in der der Großmeister des europäischen Comics noch kein Studio unterhielt, in dem ihn Assistenten unterstützten.