Philosophie:Eindeutig uneindeutig

Philosophie: Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Reclam, Ditzingen 2018. 104 Seiten, 6 Euro

Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Reclam, Ditzingen 2018. 104 Seiten, 6 Euro

Von Jens-Christian Rabe

Keine hundert kleine Reclam-Seiten ist dieser Essay lang, und doch hat der deutsche Islamwissenschaftler Thomas Bauer eines der großen Bücher zur Zeit geschrieben. "Die Vereindeutigung der Welt" ist ein so elegant analytisches wie beherzt eindeutiges Plädoyer für die Uneindeutigkeit und gegen die laufende Vernichtung der Vielfalt in Natur, Kunst, Religion und Politik. Das Zauberwort heißt dabei Ambiguitätstoleranz, aber so kompliziert, wie es klingt, ist es überhaupt nicht: Ambiguitätstoleranz ist einfach die Fähigkeit, Mehr- und Vieldeutigkeit aller Art aushalten, ja womöglich sogar feiern zu können als urmenschlich und urrepublikanisch - und allen Angeboten zutiefst zu misstrauen, die leichter Hand Erlösung von allen Widersprüchen versprechen, die das Leben in Gesellschaft nun mal so mit sich bringt. Wo anders als im Urlaub, der allerschönsten Antithese, sollte man für diesen Gedanken empfänglicher sein?

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