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Theaterstück zu Kachelmann-Prozess:"Darauf kommt's auch nicht mehr an"

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Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit: Ein Jahr nach dem Freispruch für Jörg Kachelmann kommt der spektakuläre Vergewaltigungsprozess gegen den Wettermoderator in einem kleinen Theater in Mannheim auf die Bühne. Der Betroffene selbst gibt sich fatalistisch.

Fast ein Jahr, nachdem Wettermoderator Jörg Kachelmann aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde, holt eine Mannheimer Theatergruppe den Stoff auf die Bühne. Am Samstag soll das Theaterstück "Kachelmanns Rashomon" des Autors Sascha Koal uraufgeführt werden.

Darin soll es auch darum gehen, wie der Fall "von der Umwelt ausgeschlachtet und vermarktet wird, sei es von Zeitungen, der Filmbranche oder auch uns Theatermachern", heißt es in einer Pressemitteilung des Theaters Felina-Areal. Nach Angaben des Autors, der auch selbst Regie führt, werden die gegensätzlichen Darstellungen des Wettermoderators und seiner ehemaligen Geliebten in mehreren Episoden frei interpretiert, Partei für eine der beiden Seiten werde aber nicht ergriffen.

Kachelmann reagierte bereits auf die Ankündigung der Aufführung: "Ich habe eine lügende Schwetzinger Falschbeschuldigerin ausgehalten, lügende Schwetzinger Polizisten, eine lügende Mannheimer Staatsanwaltschaft und 132 Tage unschuldig im Herzogenried. Da kommt's mir nun auf Leute, die mit meinem Namen auf meinem Buckel ein paar Leute mehr in ihre provinzielle Kleinkunstwelt locken wollen, auch nicht mehr an", so der 53-Jährige in einer Erklärung, die sein Anwalt der Nachrichtenagentur dpa weiterleitete.

Kachelmann war nach einem spektakulären Gerichtsverfahren im Mai 2011 nach dem Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden. Der Schweizer hatte 132 Tage in Untersuchungshaft gesessen. Eine falsche Beschuldigung konnte seiner ehemaligen Freundin allerdings nicht nachgewiesen werden. Die Nebenklägerin hatte behauptet, der Moderator habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt.

Die Premiere in Mannheim ist nach Angaben der Veranstalter bereits ausverkauft. Bislang seien zwei weitere Termine im April und Mai angesetzt. Der Titel verweist auf die Erzählung "Im Dickicht" des Japaners Ryunosuke Akutagawa an, die unter dem Titel "Rashomon oder Das Lustwäldchen" verfilmt wurde.

Kachelmann selbst hatte nach seinem Freispruch eine eigene schriftliche Aufarbeitung des neun Monate dauernden Prozesses angekündigt. Das Buch mit dem Titel "Mannheim" sollte bereits im Januar erscheinen. Bisher ist das Werk allerdings nicht veröffentlicht worden.

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